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Gordana Djindjic-Filipovic wurde Opfer eines Attentats.

Foto: APA/EPA/Georgi Licovski
Belgrad - In der Nacht auf Sonntag griffen zwei bewaffnete Männer die Schwester des vor einem Jahr ermordeten serbischen Premierministers Zoran Djindjic an. Gordana Djindjic-Filipovic, Ärztin im Ruhestand, wurde im Familienhaus in der Nähe der Stadt Valjevo in Zentralserbien zuerst geschlagen, dann wurde ihr eine bislang unbekannte Substanz injiziert, verlautete aus dem Belgrader Innenministerium. Ihr Mann habe Frau Djindjic bewusstlos aufgefunden. Sie befinde sich außer Lebensgefahr in der toxikologischen Abteilung des Militärkrankenhauses in Belgrad.

Dies sei nur eine Warnung, sollen die Angreifer Gordana Djindjic gedroht haben. Falls jedoch der Hauptverdächtige für den Mord an Djindjic, Milorad Ulemek, genannt Legija, verurteilt werden sollte, würde man "die ganze Familie Djindjic killen", berichtet der Belgrader Rundfunk.

Anonyme Drohungen

Frau, Schwester und Mutter des verstorbenen Premiers beklagten sich vorher schon wochenlang wegen anonymer Drohungen. Obwohl Serbiens Ministerpräsident Vojislav Kostunica der Familie Djindjic "jeden notwendigen Schutz" versprochen hatten, ist das bisher nicht geschehen. Auf der anderen Seite genießt die Familie des mutmaßlichen Mörders von Djindjic Polizeischutz rund um die Uhr.

Legija, ehemaliger Kommandant einer Sondereinheit des serbischen Geheimdienstes, stellte sich der Polizei vor zwei Wochen, nachdem er sich mehr als ein Jahr versteckt hatte.

Hohe Ämter

Legija und seinesgleichen fühlten sich wieder sicher in Serbien, hört man in der oppositionellen Demokratischen Partei. Legijas Exsöldner erscheinen drohend im Gerichtssaal während des Prozesses gegen die Mörder von Djindjic. Politiker, die nach dem Attentat auf Djindjic verhaftet worden waren, beziehen unter der neuen Regierung Kostunica hohe Ämter: Der neue Chef des serbischen Geheimdienstes, Rade Bulatovic, zum Beispiel war als einer der vermeintlichen Auftraggeber des Attentats gegen Djindjic knapp drei Monate in Haft. (DER STANDARD, Printausgabe 17.5.2004)