Wien - Entspannt geht er's an, steht in Schwarz in der runden Bühnenmanege in der Stadthalle und gibt
Here Comes The Flood
.
Das wirkt eher versonnen und weniger nach "Still Growing Up", jenen drei Wörtchen, die Peter Gabriels aktuelle Tour umschreiben sollen. Ein älterer Herr grübelt, und genau dies scheint das Leitmotiv des Abends zu sein. Zwischen jedem Liedchen erzählt er Geschichten, liest sie herunter auf Deutsch.
Natürlich ist da auch das Kind im graumelierten Popstar, dem die Drehbühne zum Ringelspiel der Effekte wird. Kopfüber spaziert er mit Tochter Melanie am Rand der Oberbühne zu Upside Down; auch genehmigt er sich bei Games Without Frontiers eine Bühnenfahrt auf dem Zweirad (Segway). Zu vermelden gibt es auch die Plastikkugel.
Im Inneren dieses Zorb-Balls muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Zu den Klängen von Growing Up rollt Meister Gabriel durch die Gegend: Ohne Zweifel eine hübsche Spielerei. Längst hat man allerdings eine Phobie gegen jene Fleißigen in Orange entwickelt, die andauernd zum Bühnenumbau schreiten.
Ob deren Tun tatsächlich ein Viertel der Konzertzeit in Anspruch nehmen muss, darüber wollen wir negativ urteilen und die vollkommene Illusion einer Show fordern, die ihre technischen Voraussetzungen für sich behält. Zudem bitte eine weniger poetisch-grüblerische Songauswahl. Gabriel führt Substanzvolleres im Repertoire. (tos/DER STANDARD, Printausgabe, 17.5.2004)