Wien - Was mit einer Insultierung der Sonderklasse aus der eigenen Partei begann, endete vorläufig mit einem veritablen politischen Erfolg bei der AK-Wahl in Niederösterreich. Der vom damaligen VP-Klubobmann Andreas Khol als "siebter Zwerg von links", dessen kritische Wortspende die Regierungsfraktion in Wien nicht einmal zu ignorieren gedenke, qualifizierte "ÖAAB-Rebell" Alfred Dirnberger hat nun mit seiner Namensliste auf Anhieb drei Mandate gewonnen (2,99 Prozent). Und überholte damit die Grünen.

Späte Genugtuung für den 53-Jährigen VP-Arbeitnehmervertreter, der Winston Churchill als Vorbild nennt und seit dem schwarzblauen Regierungsantritt an seinem Ruf als VP-interner Quälgeist arbeitet. Er kritisierte die Umfärbung des Hauptverbandes, hatte keine Scheu, 2001 bei der vom ÖGB organisierten Großdemo gegen die Regierung mitzumarschieren und warf "Parteifreund" Wolfgang Schüssel schon mal vor, die "Interessen der Arbeitnehmer am Altar der Willkür und Eitelkeit geopfert zu haben".

Der verheiratete Vater zweier Kinder gibt offen zu, "ein ehrgeiziger Mensch zu sein". Während andere als Hippies durch die Welt zogen, gründete er als junger Bankangestellter 1968 die Junge ÖVP Friedersbach. 15 Jahre später zog er als VP-Abgeordneter in den niederösterreichischen Landtag ein (bis 2003). 1991 wurde der Hobbypilot Vizepräsident der AK Niederösterreich. Und machte seither seinem "Leitspruch: Viel Lebensfreude und wenig Kompromisse!" alle Ehre. Im Dezember 2003 war auch die Zeit der Kompromisse im ÖAAB vorbei: Dirnberger spaltete sich ab und gründete eine eigene Liste für die AK-Wahl. Denn der NÖ-ÖAAB mache einen "Entwicklungsprozess" durch und wisse nicht so genau, ob er die Arbeitnehmer vertreten wolle, oder doch lieber "als verlängerter Arm der Bundesregierung seinen Niedergang fortsetzt". Daran aber wollte Dirnberger nicht beteiligt sein. Er ging und gewann. (nim, DER STANDARD, Printausgabe 17.5.2004)