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Nestle will den Jugendlichen dabei helfen, gesünder zu essen. Kampagnen sind dabei "tunlichst nicht zu akzeptieren".

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St.Pölten/Graz – Man tue es mehrmals täglich – doch richtig Essen sei alles andere als einfach, meint Angelika Svoboda. Als Beweis nimmt die Sprecherin von Nestlé Österreich die "Zunahme von Essstörungen bei Jugendlichen" her. In den Industriestaaten steige die Zahl übergewichtiger Jugendlicher stetig – in Österreich etwa sind 16 Prozent aller 18-jährigen Burschen überwichtig, fast sechs Prozent gelten als fettsüchtig. Rund die Hälfte der Mädchen und Buben zwischen elf und 14 Jahren leiden unter Haltungsschwächen und zu vielen Kilos.

Also sei Aufklärung angesagt, Wissensvermittlung in Form von "kreativer Auseinandersetzung" mit Lebensmittel- und Produktqualität, mit Lebensmittelsicherheit und gesunder Ernährung. Alles Themen, die im Mittelpunkt eines Schulprojekts ("Qualität schafft Vertrauen") stehen. Verantwortlich dafür zeichnet der weltweit größte Lebensmittelkonzern, Nestlé eben.

Ein Konzern auf Tour

Am 14. April hatte das dreistündige Schulungsprogramms, das sich an Lehrer wie Schüler wendet und unter anderem einen Geschmackstest umfasst (keine Fremdprodukte), am Pädagogischen Institut in Graz Premiere. Nach dem Burgenland, Wien, Niederösterreich und Salzburg, soll es im Herbst auch durch Oberösterreich, Kärnten, Tirol und Vorarlberg touren. Es handle sich um "keine Werbekampagne", sondern um "Imagearbeit", wird betont.

Dies sei für eine lohnende pädagogische Zusammenarbeit auch unabdingbar, meint die Geschäftsführerin des Gesundheitsforums Niederösterreich, Ursula Berger. Wende sich, wie es des öfteren geschehe, eine Nahrungsmittelfirma mit der Vorschlag zur Zusammenarbeit an eine Schule, den Landesschulrat oder an das Pädagogische Institut des Landes, werde "erst einmal geprüft, ob es sich bei dem Programm um eine Marken-Kampagne oder um die Vorstellung gesunder Produkte handelt".

Kampagnen "tunlichst nicht zu akzeptieren"

Kampagnen nämlich seien "tunlichst nicht zu akzeptieren". Zumal sie in manchen Fällen bereits kontraproduktive Züge angenommen hätten. Etwa, wenn ein Softdrinkhersteller vorschlage, einen Limonadenautomaten an einer Schule aufzustellen. Berger: "Ich weiß, dass der Anteil an den Gewinnspannen es den Schulen ermöglicht, Geld für eigene Aktivitäten einzunehmen. Für die Schülergesundheit jedoch wären ungesüßte Molkeprodukten ungleich vorteilhafter".

Mit der Firma Nestlé jedoch, so Berger, werde man sich "ernsthaft auseinander setzen". Die angebotene Schulung könne die vom Land gesetzten Aktivitäten ja ergänzen. Etwa die von den Gesundheitsforum-Mitarbeitern im Radldienst an jährlich 170 Volksschulen durchgeführten Aufklärungskurse über gesunde Ernährung, die im Osten Österreichs mit seinen im Bundesvergleich hohen Übergewichtigenzahlen "besonders nötig" seien.(Irene Brickner, Der Standard, Printausgabe, 18.05.2004)