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Zwölf Menschen starben am 29. Mai 1999 im Tauerntunnel, 42 weitere wurden zum Teil schwer verletzt; der Tunnel war so schwer beschädigt, dass er erst drei Monate später wieder befahren werden konnte.

Foto: Reuters/BADER
Salzburg/Wien - Kurz vor fünf Uhr morgens begann die Katastrophe. Der 27-jährige Lenker eines Lkw dürfte kurz am Steuer eingenickt sein - und donnerte mit seinem Gefährt gegen die stehende Kolonne. Innerhalb kürzester Zeit fing ein weiterer, mit Lackspraydosen beladener, Lkw Feuer. Als nach 17 Stunden der Brand gelöscht werden konnte, zeigte sich das Ausmaß des Unglücks: Zwölf Menschen starben am 29. Mai 1999 im Tauerntunnel, 42 weitere wurden zum Teil schwer verletzt; der Tunnel war so schwer beschädigt, dass er erst drei Monate später wieder befahren werden konnte.

In den fünf Jahren, die seither vergangen sind, wurde einiges unternommen, um die Sicherheit in den heimischen Straßentunnels zu verbessern, betont der Autobahnbetreiber Asfinag. Gerade der Tauerntunnel sei aber nur marginal sicherer geworden, warnt jedoch der Autofahrerklub ÖAMTC. Und die Transportgewerkschaft ortet noch immer verheerende Bedingungen, unter denen Lkw-Fahrer arbeiten müssen und so sich und andere gefährden.

Vier Stunden Schlaf

Nur vier Stunden hatte der Unglückslenker in den 22 Stunden vor dem Tauerntunnel-Crash geschlafen, ergab die Gerichtsverhandlung. Am 27. Juni 2001 wurde der Mann daher in zweiter Instanz wegen fahrlässiger Gemeingefährdung rechtskräftig zu zwei Jahren Haft verurteilt, von denen er drei Monate unbedingt verbüßen musste.

"Wenn nur ein einziger Lkw-Lenker dadurch veranlasst wird, seine Ruhezeiten einzuhalten, hat das Urteil einen Sinn", begründete die Richterin damals ihren Spruch. Ein frommer Wunsch, meint Alfred Hirschbichler, Salzburger Landessekretär der Transportgewerkschaft, heute. Denn der Druck, den die Spediteure auf die Trucker ausüben, ist immer noch hoch.

Regelmäßig erhält er Anrufe von Fahrern, die 17 Stunden ohne Pause oder mit technisch mangelhaften Fahrzeugen unterwegs sind. Die Drohung mit der Kündigung oder Strafzahlungen seien Usus. "80 Prozent der Firmen halten sich an nichts", lautet das Urteil des Gewerkschafters.

Marginal sicherer

Nur marginale Verbesserungen ortet knapp vor dem Jahrestag des Infernos auch der ÖAMTC. "Trotz einiger Millionen Euro Investitionen in den Tauern- und Katschbergtunnel sind diese nur unwesentlich sicherer als vor fünf Jahren", kritisiert die Autofahrervereinigung. Der Hauptgrund für den ÖAMTC-Experten Willy Matzke: "Noch immer gibt es keinerlei Fluchtwege aus den fast sechs Kilometer langen Tunnels."

Bessern wird sich die Lage frühestens 2009, so die Zeitpläne der Asfinag halten. Heuer soll mit dem Ausbau des Katschbergtunnels auf zwei Röhren begonnen werden; im kommenden Jahr soll dann beim Tauerntunnel der Spatenstich für ein zweites Loch durch den Berg erfolgen. Insgesamt 155 Millionen Euro werden in die beiden Projekte investiert.

Untätig sei man aber schon bisher nicht gewesen, betont man bei den Autobahnbetreibern Asfinag und Ösag. Rund 100 Millionen Euro würden österreichweit jährlich in die Verbesserung der Tunnelsicherheit gesteckt, meint Pressesprecherin Anita Oberholzer. Beispielsweise in Rumpelstreifen bei einröhrigen Tunneln, die vor einem Überfahren der Mittellinie warnen sollen. Den Großteil der Maßnahmen bemerkt der durchschnittliche Autofahrer glücklicherweise nicht - etwa neue Lüftungsanlagen, die gezieltes Absaugen von Rauch ermöglichen oder Frischluftzufuhr in den Notrufzellen. (APA, moe, Der Standard, Printausgabe, 18.05.2004)