Beim ersten WEF am Toten Meer, im Juni 2003, gab es noch keinen irakischen Regierungsrat (IGC), heute steht er kurz vor der Auflösung. Planungsminister Mehdi Hafedh ist eines derjenigen IGC-Mitglieder, die in die kommende Regierung übernommen werden könnten, auch wenn die USA dem Rat des UN-Beauftragen Lakhdar Brahimi folgen, eine Expertenregierung zu bilden. Hafedh, der sogar als möglicher Premier genannt wird, ist durch seine jahrelange Arbeit für die - in Wien ansässige - Unido qualifiziert. Das heißt auch, er hat eine Verbindung zu Wien, wo seine Tochter lebt.

Im STANDARD-Gespräch bekräftigt Hafedh Powells Ankündigung, dass die Suche nach "fähigen und ehrlichen" Leuten für die Regierung gute Fortschritte mache. Der Prozess könnte "bis Ende des Monats" abgeschlossen sein. Es gebe keine "fixe Formel" dafür, wie viele und welche Mitglieder des IGC übernommen werden könnten. Powell hatte mit Nonchalance erklärt, dass die USA ja immer schon dafür gewesen seien, dass die UNO eine "vitale" Rolle im Irak spielen. Hafedh hingegen stellt klar eine "Veränderung der US-Position" fest, sonst, sagt er, "würde keine UNO-Resolution zustande kommen".

Hafedh war einer von nur wenigen anwesenden irakischen Politikern, die meisten sagten aus aktuellen Gründen ab, nur Außenminister Hoshyar Zebari stellte sich am Montag dem Plenum. Beim WEF 2003 hatte US-Zivilverwalter Paul Bremer seinen großen Auftritt gehabt, lange über "business opportunities" und - kürzer - über "Politik und Sicherheit" gesprochen: Das waren optimistische Zeiten.

Nur am Rand wurde heuer daran erinnert, dass Bremer im Vorjahr die Schaffung einer verfassungsgebenden Konferenz im Irak angekündigt hatte - davon ist man heute weit entfernt. Auf eine Frage des STANDARD, wie man die Differenzen zwischen Kurden und Schiiten, was die künftige politische Struktur des Irak betrifft, lösen könnte, verwies Zebari auf die Interimsverfassung - ohne dazuzusagen, dass die Fragen darin nur angerissen sind und der schiitische Einspruch trotzdem schon auf dem Tisch liegt.

So manchem Araber beim WEF waren denn die irakischen Minister, besonders der Kurde Zebari, nicht US-kritisch genug, aber die plötzliche arabische Bruderliebe wird ja bekanntlich im Irak sehr differenziert gesehen: Den Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Moussa, der eine Rolle für die arabischen Länder einforderte, erinnerte Hafedh an deren Haltung zu Saddams Zeiten, als ihnen das Leiden der Iraker herzlich egal war. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2004)