Foto: STANDARD/ Matthias Cremer
Weit hat er 's nicht gebracht, und mit dem Aufstieg zur tragikomischen Randerscheinung der heimischen Politik dürfte er den Zenit seines völkischen Strebens endgültig erreichen. Der Nibelungen Pech ist nichts gegen seines. Endlich hätte er im EU-Wahlkampf die Früchte eines langjährigen Kolumnistendaseins im Dienste der "Kronen Zeitung" ernten können, da lässt ihm sein alter Gönner einen Dolchstoß in den Rücken verpassen: Gegen die von Cato geschmiedete Kampfgemeinschaft der beiden Borderline-Martins Wolf und Hans-Peter wird sich Andreas Mölzer noch schwerer tun als der Parteilose, den ihm ein Parteilos vor die Nase gesetzt hat, das umso härter zu ertragen ist, als ihm listenmäßig ein Gesinnungsloser auch noch vorgezogen wurde.

Da ist es schon gut, wenn man "Zur Zeit" ein eigenes Blättchen unterhält, in dem man die Frage aufwerfen darf: Gibt es außer Andreas Mölzer nur lauter Linke? Ein Verdacht, besonders grausig, wenn das europapolitische Kaffeekränzchen der ÖVP-Tante Ursula Stenzel das einzige österreichische Korrektiv gegen den rot-weiß-roten Linksblock im Europaparlament wäre. Da ist es gut, dass man sich einen Sohn publizistisch beigebogen hat, der bei Bedarf in bösen Zungen redet, die aus der Sudel- und Gerüchteküche der ÖVP stammen dürften und da raunen, dass auch die freiheitliche Liste, zumindest soweit es sich um wählbare Plätze handelt, nicht minder links sei.

Bei Hans Kronberger hält man ja manches für möglich, bei einer Absplitterung von Jörg Haiders sozialdemokratischem Wurmfortsatz in Kärnten allmählich alles, nur das nicht. Miesmache dieser Art wird allerdings alleine durch die Tatsache konterkariert, dass an dritter Stelle der freiheitlichen Liste mit Andreas Mölzer ja ein ausgewiesener rechtskonservativer und nationalliberaler kandidiert (Die Kleinschreibung im Original).

Schließlich gibt es da noch die Liste Hans Peter Martin, der mit Frau Resetarits klar gemacht hat, dass er seinen Kampf um Transparenz von ganz links außen führte. Wir fragen nicht, wem er das klar gemacht hat, dem "Krone"-Boss jedenfalls nicht. Denn ausgerechnet jetzt, wo Marxisten aller Schattierungen für das EU-Parlament kandidieren, lässt der seinen ausgewiesen rechtskonservativ-nationalliberalen Kolumnisten sausen und sieht ungeachtet des marxistischen Schattens über der EU im ganz linken Hans-Peter Martin die Unique Selling Proposition, die den "Krone"-Leser bei Laune halten soll. Wer soll sich noch auskennen in einer Zeit, in der Nibelungentreue solche Urständ feiert?

Und Dichand gebot: Es soll ein Martin dem anderen kein Auge aushacken, im Gegenteil, der Wolf soll den H.-P. mit anschwellendem Geheul zur Lichtgestalt erhöhen, auf dass die Leser ihm im Glauben und in Briefen an die Redaktion folgen. Sie - das sind für Martin, Wolf, alle anderen, die jetzt unsre Stimmen wollen. Doch hätte gar nichts sie geweckt,/ hätt nicht Herr Martin, Hans-Peter, aufgedeckt./ Und da das Volk dies sehr gut weiß, geht den Parteien nun der Reiß.

Ein solcher Reißteufel verdient es, aus vollem Herzen besungen zu werden. Denn einen Spesenritterschreck,/ Herrn H.-P. Martin kann man wählen./ Die Typen, die uns Gelder stehlen,/ scheucht er aus ihrem Faulbett auf./ Ihr Wehgeschrei - ich freu mich drauf! Und von dieser Freude ist es nicht weit bis zur poetischen Raserei in bester Totschlagmanier. Sie - es sind immer nur ganz allgemein sie - rühmten sich, von Stolz erfüllt,/ stets dessen, dass sie was enthüllt./ Doch wenn dies der Herr Martin tut,/ so trifft ihn ihres Sudels Flut./ "Menschenverachtend" - das war auch/ als Totschlagwort bei ihnen Brauch./ Doch selbst belieben die Gesellen,/ Krankheitserregern gleichzustellen/ Herrn H.-P. Martin, den sie hassen./ Ist solch Verlogenheit zu fassen?

Gute Frage, und zwei Tage später gab er sich die Antwort. Man griff sogar schon tätlich an/ Herrn Martin, diesen tapfren Mann./ Der Parasitenclique gefährlich,/ dem Volke deshalb unentbehrlich -/ der Mann, wie man nun klar erkennt, muss wieder in das Parlament! Endlich hat die "Krone"-Partei den Kandidaten gefunden, der so auf sie passt, wie Andreas Mölzer sich das erhofft haben mag.

Kein Wunder, dass sich da Geiferer gegen "Krone" einstellen, die sich nicht wehren kann, denn wahrscheinlich verbietet es den "Krone"-Redakteuren so eine Art journalistischer Ehrenkodex, Redakteure von anderen Zeitungen anzugreifen. Zum Glück sprang ein Leser ein, einen Journalisten der "Salzburger Nachrichten", der ein wenig Vernunft einmahnte, als Linksausleger und Konformistenpapst zu demaskieren, der im Stil eines dem (seines) Totalitarismus vollkommen Hörigen über die "Kronen Zeitung" geifert, wie es eben drittklassigen Schreiberlingen ansteht. In der Tat: Des Sudels Flut steht uns bis zum Hals. (DER STANDARD; Printausgabe, 18.5.2004)