So entschwebt man dem Kurs, wenn die Konzentration nachlässt.

Wien/Monte Carlo - Während Michael Schumacher am Sonntag im Formel-1-GP von Monaco (14:00 Uhr/live ORF 1 und Premiere) auf neue Rekorde los geht, ist der Glamour-Grand-Prix im Fürstentum für den Österreicher Christian Klien eine Premiere. Der Vorarlberger kennt Monaco und seine Straßen zwar in- und auswendig, ist dort aber noch nie Rennen gefahren. Seine Erwartungen für das Rennen in den engen Straßenschluchten liegen auf der Hand: "Die Leitschienen auslassen, den Jaguar in einem Stück ins Ziel bringen. Punkte wären ein Bonus."

Auf der Playstation geübt

Vier Mal hat sich Klien den GP im Fürstentum schon vor Ort angesehen, ein Mal ist er im Hafen auch ein Kart-Rennen gefahren. Er kennt also den Circuit vom Zuschauen, aus dem TV und von der Playstation. Umso wichtiger wird das Freie Training am Donnerstag. "Ich hoffe, dass gerade ich als Neuling schon am Donnerstag viel zum fahren komme und mir so den Kurs im Formel-1-Auto einprägen kann. Ich weiß aber, dass die Grenze zwischen 98 und 102 Prozent schnell überschritten ist, es wird irgendwo ein Eiertanz", so Klien. Der Hohenemser glaubt aber, dass Monaco keine besonders Motor mordende Strecke ist und er sich deshalb ganz auf die Abstimmung seines R5 konzentrieren kann.

Schumacher jagt Sennas Rekord

Seriensieger Michael Schumacher hingegen geht im sechsten Saisonlauf auf zwei weitere Rekorde los. Mit einem Sieg am Sonntag kann der sechsmalige Formel-1-Weltmeister mit Monaco-König Ayrton Senna gleichziehen, der sechs Mal im Fürstentum triumphiert hat. Zudem wäre der Ferrari-Star dann der einzige, der die ersten sechs Rennen einer Saison gewonnen hat. "Ich war in Monaco schon immer besonders motiviert", erklärte Schumacher, dass ihn diese Herausforderung neben der außergewöhnlichen fahrerischen Beanspruchung durch die engen Häuserschluchten besonders reizt.

"Das Rennen in Monte Carlo ist nun mal alles andere als normal, es ist ein Klassiker - aber einer, der es in sich hat", teilte Schumacher am Dienstag auf seiner Internet-Homepage (michael-schumacher.de) mit. Deshalb sei die Vorfreude noch ein bisschen größer als bei anderen Grand Prix. "Mit unserem Auto sollten wir dort wirklich Spaß haben. Ich freu mich richtig darauf."

Das Rennen im Steuerparadies an der Cote d'Azur zählt auch für den heutigen Wahl-Schweizer zu den "Highlights der Saison". Damit es aber auch ein persönlicher Höhepunkt wird, will der 75-malige Grand-Prix-Sieger am Sonntag "natürlich gewinnen". Zuletzt verpasste er als Zweiter (2002) bzw. Dritter (2003) jeweils knapp geschlagen seinen sechsten Sieg auf dem 3,340 km langen, letzten echten Stadtkurs der Königsklasse. Für diese Niederlagen will sich der Rheinländer, der die meisten Rekorde in der 55-jährigen Grand-Prix-Geschichte hält, rehabilitieren.

McLaren und Williams unter Druck

Viel stärker unter Rehabilitationsdruck als der souveräne WM- Spitzenreiter stehen allerdings seine silbernen und weiß-blauen Widersacher. Große Hoffnungen auf ein erfolgreiches Abschneiden wie in den Vorjahren - 2002 gewann McLaren-Mercedes-Mann David Coulthard, 2003 Juan Pablo Montoya im Williams-BMW - können sich die beiden, ihren eigenen hoch gesteckten Zielen weit hinterher fahrenden britisch-deutschen Teams indes nicht machen. "Gerne würde ich an ein kleines Wunder im Fürstentum glauben", sagte Ralf Schumacher, der hier im Vorjahr die Pole Position geholt hatte. "Aber realistisch betrachtet, sind wir in Monaco aus eigener Kraft nicht siegfähig."

Williams-BMW war 2003 nach einem enttäuschenden Saisonstart beim GP von Monaco die Wende geglückt. In einer beeindruckenden Aufholjagd hätte der Rennstall beinahe noch den WM-Titel geschafft. "Von solchen Zielen sind wir momentan allerdings leider sehr weit entfernt", rechnet "Schumi II" nicht mit einer Wiederholung. Montoya sieht für sich so gut wie keine Siegchance. "In diesem Jahr wird es von unserem Auto abhängen, ob wir mit der Konkurrenz mithalten können", sagte der Kolumbianer. Dies gilt auch für das derzeit hoffnungslos abgeschlagene Silberpfeil-Duo Kimi Räikkönen und Coulthard, das zusammen gerade auf fünf Punkte kommt.

Michael Schumacher führt dagegen nach seinen fünf Siegen die WM-Wertung mit dem Maximum von 50 Punkten souverän vor seinem Teamkollegen Rubens Barrichello (32) an. Die Saisonüberraschung Jenson Button ist mit dem BAR-Honda Dritter (24) vor dem gleichauf liegenden Renault-Duo Fernando Alonso und Jarno Trulli (je 21). (APA/dpa)