Einem groß angelegten Betrug im niederösterreichischen und Wiener Baugewerbe sind nun Ermittler der Kriminalabteilung Niederösterreich (KA-NÖ) auf die Schliche gekommen. Demnach soll ein 46-jähriger Angestellter im Zeitraum von August 2000 bis September 2003 mindestens 111 Scheinrechnungen im Umfang von 700.000 Euro ausgestellt und anschließend an eine Vielzahl von Unternehmen vermittelt und fakturiert haben. Insgesamt dürften 45 Personen sowie 24 Firmen beteiligt gewesen sein.

Laut NÖ Sicherheitsdirektion sind die Scheingeschäfte des 46-Jährigen unter Mitwirkung und Initiative von Geschäftsführern, Bauleitern und anderen Mitarbeitern der involvierten Firmen getätigt worden. Dadurch wurden den Unternehmen beträchtliche Vermögensbestandteile entzogen und Abgaben verkürzt. Die Scheinrechnungen wurden durchwegs in große Bauvorhaben und Projekte (wie etwa Wohnhausanlagen) "verpackt".

45 Personen und 24 Firmen beteiligt

Die Scheingeschäfte wurden folgendermaßen organisiert: Der Angestellte unterhielt als Verkäufer von bauchemischen Produkten Kontakte zu jenen Firmen, die bereit waren, Scheingeschäfte einzugehen und Scheinrechnungen zu legen. In weiterer Folge wurden von den Bauleitern oder Geschäftsführern die Rechnungsinhalte und Beträge vorgegeben und über den Angestellten an jene Firmen übermittelt, die die Rechnung gelegt hatten. Die Zahlungen erfolgten auf eigens dafür eingerichtete Konten.

Die Gelder wurden anschließend in bar behoben und sind über Mittäter - meist über den Angestellten selbst - an die Firmen in bar zurückgeflossen. Die beteiligten Firmen und Vermittler erhielten für die erbrachten Dienste Provisionen von 20 bis 40 Prozent der Bruttorechnungssumme. Die Kriminalabteilung NÖ hat bisher insgesamt 45 Täter und Mittäter sowie 24 involvierte Firmen ausgeforscht und der Staatsanwaltschaft angezeigt werden. Die Verdächtigen sind überwiegend geständig. (APA)