Hitzfeld telefoniert mit dem Reisebüro.

Felix Magath steht schon vor der Tür.

Györ/München - Die Ära Ottmar Hitzfelds beim FC Bayern München ist am Samstag nach sechs Jahren und acht großen Titeln zu Ende. Und Felix Magath, derzeit noch beim Vfb Stuttgart als Trainer tätig, wird sein Nachfolger. Hitzfeld, der erfolgreichste deutsche Vereinstrainer, bestätigte die vorzeitige Trennung am Dienstagabend nach einem Freundschaftsspiel des Fußball-Rekordmeisters in Ungarn. Manager Uli Hoeneß habe ihm mitgeteilt, "dass der Verein anders plant. Somit ist mein Vertrag am 30. Juni 2004 beendet", sagte Hitzfeld nach dem Spiel beim Verein FC ETO Györ im Deutschen Sportfernsehen (DSF).

Hitzfeld "zu brav"

Hoeneß erklärte: "Es ist total richtig, jetzt den Schnitt zu machen." Hitzfeld sei "zu brav" gewesen zu den Spielern. Gleichzeitig bestätigte Hoeneß in Györ die Einigung mit dem Noch-Teammanager des VfB Stuttgart. "Wir haben mit Felix Magath bereits seit einigen Wochen einen Vertrag ab 1. Juli 2005", sagte Hoeneß. Man werde nun versuchen, ihn früher zu bekommen. Und dies wird auch passieren: "Es dürfte sicher sein, dass ich am Samstag das letzte Mal auf der VfB-Bank Platz nehme", sagte Magath am Mittwoch. VfB-Präsident Erwin Staudt nannte es "unrealistisch", dass Magath in der kommenden Saison noch Trainer bei den Schwaben sein werde. Er zeigte sich verärgert über "nicht eingehaltene" Münchner Zusagen bezüglich des Trainerwechsels.

"Ich muss die Entscheidung akzeptieren", meinte Hitzfeld. Er sei von Hoeneß immer über den Stand der Dinge informiert gewesen. "Es waren tolle Jahre mit großartigen Erfolgen. Das Positive wird überwiegen." Vorerst will der Trainer trotz einiger Angebote für ein Jahr "definitiv" keinen neuen Verein übernehmen: "Ich muss erst Abstand gewinnen."

1:3 gegen Werder als Knackpunkt

Der nach dem Hick-Hack der vergangenen Wochen nicht mehr unerwartete Trainerwechsel war zuvor nach Berichten von "Bild" und "Abendzeitung" bekannt geworden. Bei einem Essen in Hoeneß' Privathaus mit den Familien von Hitzfeld und dessen Assistent Michael Henke wurde dem 55-jährigen Coach eröffnet, dass der FC Bayern trotz eines bis 2005 laufenden Vertrages nicht mehr mit ihm plant.

Ausschlaggebend war laut Hoeneß das 1:3 gegen Werder Bremen vor zehn Tagen. "Das Spiel hat die Welt verändert. Da ist mir klar geworden, dass wir nicht noch ein Jahr durchstehen. Nach dem Spiel fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es geht nicht", sagte Hoeneß der "AZ".

Kritik an Vorgangsweise

Für den unwürdig wirkenden Umgang mit dem Gentleman Hitzfeld erntete die Bayern-Führung scharfe Kritik. Lothar Matthäus bezeichnete die Vorgänge bei seinem Ex-Verein als "traurige Geschichte" und Hitzfeld als "Bauernopfer". Der ehemalige Rapid-Teamchef und aktuelle ungarische Nationaltrainer erklärte in Györ: "Wie die Sache abgelaufen ist, zeigt die fehlende Souveränität des FC Bayern in den vergangenen zwölf Monaten. Ist nur der Trainer schuld an der Situation? Der Fisch fängt immer am Kopf zu stinken an." Bayern-Kapitän Oliver Kahn meinte: "Ich denke, es wäre klüger gewesen, zu einem früheren Zeitpunkt klar Schiff zu machen."

Hitzfeld wird im "Endspiel" um die direkte Champions-League-Qualifikation am Samstag gegen den SC Freiburg zum letzten Mal bei einem Bundesliga-Spiel als Trainer auf der Bayern-Bank sitzen.

Abfindung von rund 4,5 Millionen Euro

Hitzfeld soll angeblich eine Abfindung von rund 4,5 Millionen Euro erhalten. Er war seit 1998 in München engagiert. In sechs Jahren holte er mit den Bayern die Champions League, den Weltcup (beide 2001), vier Meistertitel sowie zwei Mal den DFB-Pokal.

Der Trainer erntete für sein loyales Verhalten viel Lob. "Er reagiert auch hier mit unglaublich viel Charakter, mit sehr viel Stil", sagte Kahn. Michael Ballack fand: "Man muss den Hut vor ihm ziehen, wie er die Situation wegsteckt." Ähnlich äußerte sich Nachfolger Magath: "Ich bewundere Ottmar Hitzfeld, wie er mit dieser Situation umgeht. Dem gebührt höchster Respekt."(APA/dpa)