Tanzarchiv
Tanzarchiv
Fünf Jahrhunderte Tanz befinden sich in der Bergstasse, einer kleinen, etwas hässlichen kleinen Straße in der Mitte Salzburgs. Dort, im zweiten Stock des Institutes für Musikwissenschaft befindet sich ein Archiv, dass mehr als 6.000 Bücher über das Tanzen enthält. Darin beschrieben sind keineswegs Anleitungen zum Foxtrott oder Walzer-Tanzen, sondern vielmehr Aufzeichnungen von Räumen und Bewegungen, denen man am Papier kaum folgen kann, da sie unheimlich komplex notiert sind.

Seit nunmehr 26 Jahren ist die Universität Salzburg im Besitz der wohl größten und bekanntesten Sammlung übers Tanzen. Die Tänzerin, Choreographin, Tanzpädagogin aber vor allem Tanzforscherin Friderica Derra de Moroda sammelte über Jahrzehnte hinweg viele und noch mehr theoretische Schriften und Traktate über das Tanzen. Die Tänzerin, die, kritischen Stimmen zu Folge, als Tänzerin allein wohl nicht zu Weltruhm gelangt wäre, übergab kurz vor ihrem Tod 1978 der Universität Salzburg ihre beachtliche Sammlung, dessen Namensgeberin ist.

Einmaliges Archiv

Heute bildet das "Derra de Moroda Dance Archive" die wissenschaftliche Grundlage des Studiums der Tanzwissenschaft, das im Herbst erstmals als Einzelstudium angeboten wird. Gunhild Oberzaucher-Schüller, die nach Sibylle Dahms Ende 2002 die Leitung des Archivs übernommen hat und die ab Herbst als Assistentin ganz in der Tanzwissenschaft aufgehen wird, ist von der Einmaligkeit des Archivs überzeugt: "Nirgendwo sonst gibt es kumuliert auf so kleinem Raum eine derartige Sammlung von Schriften über das klassische Tanzen. Im Nebenzimmer befinden sich Abhandlungen und Aufzeichnungen aus den letzten fünf Jahrhunderten". Theoretische Traktate, Lithografien, Gemälde und Fotografien aus fünf Jahrhunderten werden die Basis für das Studium bilden, das es bis heute im deutschsprachigen Raum nicht gibt.

Ohne Frage, das "Derra de Moroda Dance Archive" hat wirklich etwas einzigartiges, zumindest für eine Laiin, die sich bis dahin nur insofern mit Tanz beschäftigte als sie die Tanzschule neben ihrem Wohnzimmerfenster verteufelte. Doch ein altes Buch und ein Bild, das wie ein Mandala aussah, konnte zuletzt auch die hier schreibende Ignorantin davon überzeugen, dass sich in der Bergstraße nicht nur etwas Einmaliges befindet, sondern auch etwas, das Zukunft in der Forschung verdient. (mz)