Fictionprogramme wie Filme und Serien nehmen bei den großen deutschen Fernsehsendern eine kleinere Rolle ein als noch vor fünf Jahren. Magazinsendungen und Talks sind dagegen zum Teil deutlich auf dem Vormarsch. Dies ist das Ergebnis einer am Mittwoch von den Landesmedienanstalten veröffentlichten Langzeituntersuchung, die die Jahre 1998 und 2003 miteinander vergleicht.

Wie die GöfaK Medienforschung in Potsdam im Auftrag der Medienwächter ermittelte, hat der Privatsender ProSieben, der vor 15 Jahren im Wesentlichen mit US-Serien und Spielfilmen startete, sein Fictionprogramm am stärksten abgebaut. Der Anteil sank im Vergleichszeitraum von 50,8 auf 24 Prozent. RTL schränkte ihn von 37,6 auf 25 Prozent ein, Sat.1 von 39,5 auf 32,1 Prozent.

Bereich "Fernsehpublizistik" gestiegen

Auch die kleineren Sender, die traditionell meist von Wiederholungsprogrammen im Fictionbereich leben, verzeichneten eine rückläufige Tendenz: RTL II reduzierte die Fiction von 48,2 auf 43 Prozent, Kabel 1 von 73,8 auf 62,4 und Vox geringfügig von 47,7 auf 46,2 Prozent. Dagegen stärkten die öffentlich-rechtlichen Anstalten dieses Genre von 29,8 auf 32,2 Prozent (ARD) und von 28,0 auf 28,8 Prozent (ZDF).

Bei den Privatsendern sind vor allem Magazine mit Lifestyle, Wellness und Boulevardelementen, aber auch Reportagen, Talks und Dokumentationen auf dem Vormarsch. Dieser Bereich der "Fernsehpublizistik" stieg bei ProSieben von 16,6 auf 41,5 Prozent, bei RTL von 32,9 auf 39,7 Prozent, bei Sat.1 von 27 auf 30,6 Prozent, bei RTL II von 9,3 auf 18,4 Prozent und bei Kabel 1 von 5,6 auf zehn Prozent.

Norbert Schneider, Vorsitzender der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung, Medienkompetenz bei den Landesmedienanstalten, sagte, die Ausweitung der Magazinsendungen gerade bei ProSieben sei zu begrüßen. "Andererseits geht es nicht in Ordnung, wenn Vollprogramme nur so wenige politische Informationssendungen anbieten. Aus unserer Sicht liegt hier erheblicher Nachholbedarf." (APA/dpa)