Europas größter Internet-Dienstleister T-Online stellt sich auf einen verschärften Konkurrenzdruck ein, der zu einer Erosion der bisher hohen Marktanteile führen wird. "Die Konkurrenz im (Internet-) Zugangsgeschäft wird in Zukunft deutlich härter", sagte T-Online-Vorstandschef Thomas Holtrop am Mittwoch auf der vierten Hauptsammlung des Unternehmens in Köln.

Kampf um jeden Kunden

Wettbewerber wie AOL, Freenet oder United Internet kämpften um jeden Kunden, weil in den kommenden Jahren im Internet-Breitbandmarkt das größte Wachstumspotenzial der gesamtem Telekommunikationsindustrie liege. Zudem steige der Konkurrenzdruck durch den ab Sommer für mehrere Unternehmen möglichen Wiederverkauf von schnellen Internet-Zugängen der Mutter Deutsche Telekom.

"T-Online wird den hohen bisherigen hohen Marktanteil nicht halten können", prognostizierte Holtrop. Statt bisher 90 Prozent Marktanteil peile T-Online mittelfristig eine Quote von 50 Prozent am Neukundengeschäft an.

"Wir halten an unserer erfolgreichen Strategie fest, nicht jedem Trend hinterher zu laufen"

Dem zunehmenden Wettbewerbsdruck werde T-Online mit Investitionen in die Bindung der Bestandskunden entgegentreten, sagte Holtrop. Statt auf Preiswettbewerb setze T-Online auf Qualität und Kundenservice. "Wir halten an unserer erfolgreichen Strategie fest, nicht jedem Trend hinterher zu laufen", sagte der Konzernchef. Da die Zahl der Internet-Breitband-Zugänge in den kommenden Jahren noch stark steigen werde, werde T-Online trotz sinkender Marktanteile "unter dem Strich ein großer Gewinner des Wettbewerbs" sein. "In zehn bis 15 Jahren wird fast jeder Online-Haushalt einen Breitband-Anschluss haben", prognostizierte Holtrop.

Kräftig

Der T-Online-Chef bekräftigte vor wenigen hundert Aktionären zugleich die Geschäftsprognosen für das laufende Geschäftsjahr. Danach soll bei steigendem Umsatz erstmals ein Jahresüberschuss erwirtschaftet werden. Über die erstmalige Ausschüttung einer Dividende nach dem Börsengang im Jahr 2000 hat T-Online noch keine Entscheidung getroffen. Auch zur Nutzung des hohen Barmittelbestandes von mehr als vier Mrd. Euro, der auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr scharfe Kritik der Aktionäre auf sich gezogen hatte, machte Holtrop keine Aussagen. Ein Großteil der Barmittel ist bei der Mutter Telekom geparkt, die rund 74 Prozent an T-Online hält.(APA/Reuters)