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Foto: apa/dpa/weihrauch
Grado - Schmerzspezialisten widersprechen den Aussagen der Pharmaindustrie bezüglich der neuesten Generation der "nichtsteroidalen Antirheumatika". Vor einigen Jahren wurden sie als weitestgehend nebenwirkungsfreie Schmerzmittel eingeführt. Doch berichtet wird von einer eher schwächeren analgetischen Wirkung und - längerfristig - ähnlichen Nebeneffekten wie "Aspirin & Co."

Nierenfunktionseinschränkungen

"Wir haben auch schon Nierenfunktionseinschränkungen und Beinödeme gesehen", erklärte Dienstagabend bei den österreichischen Ärztetagen in Grado Dr. Karin Greiner von der Universitätsklinik für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin in Innsbruck.

Magengeschwüre durch Aspirin

Der Hintergrund: Substanzen wie Aspirin (Acetylsalicylsäure; ASS), Ibuprofen, Diclofenac etc. haben Jahrzehnte lang Millionen Schmerz- und Rheumapatienten mit ihren antientzündlichen und schmerzlindernden Effekten geholfen. Doch bei Langzeitgebrauch hoher Dosierungen kann es zu Nierenversagen kommen. Außerdem steigt das Risiko für Magengeschwüre mit lebensgefährlichen Blutungen.

Nur COX-2 hemmende Wirsubstanzen

Dahinter steckt die Hemmung der beiden Varianten des körpereigenen und entzündungsfördernden Enzyms Cyclooxygenase (COX-1 und COX-2). Während COX-1 als "gesund" vor allem für den Magen und die Nieren angesehen wurde, gab es Hinweise dafür, dass COX-2 nur durch Entzündungen aktiviert wird. Der Schluss der Wissenschafter: "Wenn man ausschließlich COX-2 hemmende Wirksubstanzen herstellen könnte, hätte man den Effekt der alten Antirheumatika ohne die schädlichen Nebeneffekte."

So wurden in den vergangenen Jahren Substanzen wie Celecoxib, Rofecoxib und andere auf den Markt gebracht. Die sozialen Krankenkassen in Österreich zahlen sie mittlerweile für bestimmte Patienten (vor allem, wenn sie über 65 Jahre alt sind bzw. schon ein Magengeschwür gehabt haben). Immerhin berichteten Studien von einer zumindest erfolgenden Halbierung der Magengeschwür-Rate.

Doch dem muss nicht mehr so sein. Laut der Innsbrucker Anästhesistin erschien schon 2002 im weltweit angesehenen British Medical Journal eine Studie, die klar zeigt, dass gerade dieser Unterschied im Vergleich von Celecoxib mit den alten Antirheumatika Diclofenac und Ibuprofen längerfristig nicht existiert.

Zwar gab es nach sechs Monaten in der Gruppe der Celecoxib-Verwender nur etwa die Hälfte der Geschwüre bei Gebrauch der herkömmlichen Mittel, nach 15 Monaten aber war die Häufigkeit in den drei Gruppen annähernd gleich. (APA)