Wiener Neustadt - Nicht schuldig haben sich am Mittwoch alle vier angeklagten moldawischen Asylwerber zum Auftakt des Prozesses am Landesgericht Wiener Neustadt bekannt: Sie werden beschuldigt, am 9. August 2003 im Flüchtlingslager Traiskirchen einen 24-jährigen Tschetschenen so lange mit Eisenstangen verprügelt zu haben, bis dieser seinen schweren inneren Verletzungen erlag.

Alle vier Angeklagten bekannten sich nicht schuldig

Während die Staatsanwältin konkrete Vorwürfe gegen die vier Angeklagten im Alter von 18, 19, 20 und 30 Jahren erhob, wiesen die Verteidiger eine Beteiligung ihrer Klienten an der Tat zurück. Einer sei "zur falschen Zeit am falschen Ort" gewesen, ein anderer habe mit der Polizei kooperiert, um Schutzgelderpressungen aufzudecken. Der dritte Angeklagte sei "willkürlich herausgegriffen" worden, der Vierte sei von einem einzigen Zeugen belastet worden, dessen Aussagen "nicht stimmig" wären.

Bettstangen als Waffen

Im Zuge der Anhörung beschrieben Verteidiger und Beschuldigte ein kriegsähnliches Szenario im Haus 1 des Flüchtlingslagers Traiskirchen. Tschetschenische und moldawische Flüchtlinge hätten Betten zerlegt, um Eisenstangen als Waffen zu verwenden.

Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Volksgruppen habe sich über mehrere Stunden zugespitzt, bis es schließlich laut Staatsanwältin zu "massiven Kampfhandlungen" kam. Bei den heftigen Prügeleien sollen rund 100 Tschetschenen etwa 30 bis 40 Moldawiern gegenüber gestanden sein.

Es hätten sich - vor allem im Haus 1 des Flüchtlingslagers - schwere und gewalttätige Tumulte abgespielt, erzählte der 30-jährige Moldawier. Auf die Frage von Richterin Ingeborg Kristen, warum ein Tschetschene getötet worden war, antwortete der Angeklagte: "Da waren so viele Leute. Niemand kann das wissen." (APA)