Rom - Über die Zukunft der italienischen Irak-Mission gibt es Meinungsverschiedenheiten im Mitte-Rechts-Bündnis des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Die rechtspopulistische Lega Nord, drittstärkste Partei in der Regierungskoalition, äußerte Bedenken bezüglich einer Verlängerung der Mission nach dem Ende des Mandats am 30. Juni. "Wir bestreiten nicht die Notwendigkeit eines Verbleibs der Truppen bis 30. Juni. Die Zukunft der Mission nach diesem Termin hängt allerdings von der Übergabe der Souveränität an eine Übergangsregierung, die von der UNO legitimiert ist, ab", betonte der Vizepräsident des Senats, Roberto Calderoli, Koordinator der Lega Nord.

Berlusconi trifft Bush

"Wir hoffen, dass Berlusconi unsere Ansicht teilt", betonte Arbeitsminister Roberto Maroni, Nummer zwei der Lega Nord. Er warte mit Spannung auf Berlusconis Rede im Parlament am Donnerstag. Nach seinem Treffen mit US-Präsidenten George W. Bush am heutigen Mittwoch wird Berlusconi dem Parlament über die Zukunft der Irak-Mission berichten. In den vergangenen Tagen hatte Berlusconi betont, dass die rund 3.000 im Südirak stationierten italienischen Soldaten auch nach Ende Juni im Irak bleiben werden.

Aufbahrung des am Sonntag getöteten italienischen Soldaten

Hunderte von Menschen pilgerten am Mittwoch zum römischen Militärkrankenhaus Celio, wo sich die Aufbahrungskammer mit dem Sarg des italienischen Soldaten Matteo Vanzan befindet, der am Sonntag im südirakischen Nassiriya tödlich verwundet wurde. Das Begräbnis in Vanzans Heimatort Camponogara bei Venedig ist für morgen (Donnerstag) geplant. "Der Tod unseres Soldaten und die Verwundung 15 weiterer Militärs in Nassiriya schmerzen alle Italiener. Das ganze Land ist mit unseren Truppen solidarisch, die sich mit großem Pflichtbewusstsein in der Friedensmission im Irak engagieren", betonte Verteidigungsminister Antonio Martino.

Berlusconi erklärte, dass Italien sich von USA "deutliche Wende" erwarte

Regierungschef Berlusconi, der am Dienstag in New York UN-Generalsekretär Kofi Annan getroffen hatte, beteuerte zwar, dass Rom sein Kontingent im Irak nicht abziehen werde, unterstrich jedoch, dass Italien sich von den USA eine "deutliche Wende" erwarte. "Wir wollen sicher sein, dass eine irakische Regierung die Souveränität über das Land übernimmt. Diese Regierung soll eine Versammlung aufbauen, die die irakische Bevölkerung wirklich repräsentiert", betonte Berlusconi. (APA)