Frankfurt/Main - Dem Geldautomatenhersteller Wincor Nixdorf ist der zweite Börsengang eines Unternehmens in Deutschland in diesem Jahr geglückt. Die Aktien der Paderborner Gesellschaft wurden am Mittwoch erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt.

Nachdem der erste Kurs auf dem Ausgabepreis von 41 Euro festgestellt wurde, notierte die Aktie zum Schluss mit 41,74 Euro. Inklusive der so genannten Mehrzuteilungsoption wurden allerdings nur 9,2 Millionen Aktien angeboten, statt wie ursprünglich geplant 9,5 Millionen.

Der Preis lag am untersten Ende der Emissionsspanne von 41 bis 50 Euro. Das Unternehmen strebt einen Aufstieg in den M-DAX an.

Vorstand zeigt sich zufrieden

Vorstandschef Karl-Heinz Stiller zeigte sich dennoch zufrieden. "Es freut uns besonders, dass Wincor Nixdorf nach einer langen Zeit ohne große Börsengänge in Deutschland wieder ein positives Aufbruchsignal setzen konnte."

Nachdem am Vortag die Kurse am grauen Markt unter die Emissionsspanne gefallen waren, war auch über eine mögliche Absage des Börsenganges spekuliert worden.

Dass der Start am Aktienmarkt in einem kritischen Umfeld gelungen sei, zeige, "dass die Anleger unverändert an Unternehmen mit einem soliden Geschäftsmodell und guten Wachstumsperspektiven interessiert sind", sagte Stiller.

377 Millionen Euro erlöst

Der Erlös aus dem Aktienverkauf liegt bei rund 377 Mio. Euro. Da lediglich 2,5 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung stammen, fließen aber nur etwa 102 Mio. Euro an Wincor Nixdorf.

Das Unternehmen will den größten Teil des Erlöses zum Schuldenabbau verwenden, um mehr Spielraum für weiteres Wachstum zu bekommen. Die bisherigen Mehrheitsaktionäre - die Kapitalbeteiligunsgesellschaften KKR und Goldman Sachs Capital Partners sowie Mitglieder des Managements von Wincor Nixdorf - haben ihren Aktienbesitz mit dem Börsengang von rund 89 auf 36 Prozent reduziert.

Finanzanalysten zeigten sich optimistisch für die nächsten Börsengänge. Angesichts des relativ hohen Emissionspreises halte sich die Aktie von Wincor Nixdorf ganz gut, sagte Stephan Linz von der BW- Bank. Für Privatanleger wurde allerdings schon zuvor kein großer Anreiz geboten.

"Kapitalmarkt mit einem blauen Auge davongekommen"

Andreas Hürkamp, Aktienstratege bei der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP), betonte, dass "der deutsche Kapitalmarkt noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen" sei. Bei diesem Umfeld wäre er nicht überrascht gewesen, wenn der Börsengang abgeblasen worden wäre. "Für die kommenden Börsengänge ist das ein starkes Signal".

Am Montag war den Mitteldeutschen Fahrradwerken MIFA als erstem Unternehmen seit Ende 2002 der Sprung auf das deutsche Börsenparkett gelungen. Zuvor hatten die Unternehmen X-Fab und Siltronic ihre Börsengänge abgesagt beziehungsweise verschoben.

Den größten Börsengang in diesem Jahr hat die Postbank für den 21. Juni geplant. Auch die Autowerkstatt-Kette Auto-Teile Unger (ATU) will Mitte Juni den Börsengang wagen. Weitere Kandidaten sind Hapag Lloyd und Tank und Rast. (APA/dpa)