Ob die Pläne Warschaus tatsächlich umgesetzt werden können, gilt als fraglich. Erstellt worden ist das Programm noch unter der zurückgetretenen Regierung von Leszek Miller. Das größte Risiko birgt die derzeitige Regierungskrise. Sollte es nicht zur Bildung einer stabilen Regierung, sondern zu vorgezogenen Neuwahlen kommen, dann würden die Reformen im Staatshaushalt um einige Monate verzögert. Davon abgesehen ist es nicht ausgeschlossen, dass sich die Polen bei Neuwahlen für eine weniger reformfreudige Regierung entscheiden.
Auch die wirtschaftliche Entwicklung wirft Fragen auf. Zwar kann Polen heuer ein außergewöhnliches Wachstum von sechs Prozent vorweisen. Doch die Inflation ist wieder kräftig angestiegen, auf 2,2 Prozent im Jahresdurchschnitt. Die Inflation wiederum schwächt den Zloty. Jedes Prozent aber, dass der Zloty gegenüber dem Euro verliert, vergrößert die Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt um 0,15 Prozent. Die Planungen sind in dieser Hinsicht optimistisch: Sie gehen von einem stärkeren Zloty aus, er soll bis 2007 von heute 4,75 gegenüber dem Euro auf 4,55 steigen.
Eine weitere Unbekannte sind die Kosten, die dem polnische Staat durch die Rückgabe von ehemals kollektiviertem Eigentum entstehen. Die Forderungen der ehemaligen Eigentümer könnten sich umgerechnet auf etwa 8,5 Mrd. Euro belaufen, so die Schätzungen.