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STANDARD: Die Region Zentral- und Osteuropa, für die Sie im BA-CA-Vorstand verantwortlich sind, ist für die Gruppe der Hoffnungsmarkt schlechthin. Von Ihrem Erfolg dort hängt sehr viel ab. Wie fühlt man sich in dieser Rolle?

Prehofer: Gut. Für mich ist das eine echte Herausforderung und kein Problem. Ich beschäftige mich beruflich schon sehr lange mit Osteuropa. Außerdem macht es Freude, sich mit Märkten zu befassen, wo es Wachstum gibt und nicht das Gegenteil davon.

STANDARD: Die HVB fordert zwischen Deutschland und Österreich eine "engere Verzahnung": Bei den Ostgeschäften gingen zu viele Kunden verloren. Was tun Sie dagegen?

Prehofer: Wir haben in Wien ein neues Betreuermodell für Cross-Boarder-Clients erarbeitet. Verkürzt dargestellt, bekommt jeder Kunde daheim und jenseits der Grenze einen Betreuer; die beiden kooperieren eng. So werden wir Reibungsverluste vermeiden und noch mehr Erträge erwirtschaften.

STANDARD: Das Österreich-Geschäft läuft nicht so gut, ist die Oststrategie die Flucht nach vorn?

Prehofer: Aber gar nicht. Die BA-CA hat ihre Hausaufgaben gemacht, wir stehen gut da. Österreich ist aber kein Wachstumsmarkt, hier generieren wir unser Ertragswachstum durch Kostenmanagement, Prozessstraffung, innovativen Produkten mit risikoadäquaten Preisen. Die Wachstumschancen in den neuen EU-Ländern sind dagegen enorm.

STANDARD: Wie lange wird der Osten Ihre Cash-cow bleiben?

Prehofer: Ich rechne mit 15 bis 20 Jahren. Bis dahin wird das BIP-Niveau des Westens erreicht sein.

STANDARD: Die BA-CA hat im Osten bisher aufs Großkundengeschäft gesetzt, jetzt rittern Sie auch um Privatkunden. Sind Sie mit dem Richtungswechsel nicht zu spät dran?

Prehofer: Das ist kein Richtungswechsel, keine Revolution, sondern Evolution. Als wir in den Osten kamen, haben wir auf der grünen Wiese angefangen; es gab es keine Spareinlagen, weil die Leute kein Geld hatten, keine Kredite. Das Retailgeschäft kam erst mit steigendem Wohlstand und nachdem Filialbanken privatisiert wurden. In Polen ist heute eines unserer Schlüsselprodukte der Hypothekarkredit. Ja, jetzt wird das Privatkundengeschäft wirklich interessant.

STANDARD: Ihre Konkurrenten wie KBC oder Erste Bank haben im Retail die Nase vorn. Die Erste hat Ihnen die ungarische Postabanka mit 300 Filialen, die slowakische Sparkasse und die Rijecka Banka weggekauft. Wie holen Sie auf?

Prehofer: Wir waren ja nicht untätig, haben in den vergangenen zwei Jahren vier Banken und zwei Leasinggesellschaften gekauft. Aber eines ist klar: Wir kaufen nicht um jeden Preis. Wir holen Privatkunden zudem nicht nur über Filialen, sondern auch aus dem mobilen Vertrieb und Kooperationen, etwa mit Bausparkassen, Leasinggesellschaften oder via Kreditkarten. Auch so kann man Kunden gewinnen.

STANDARD: Sie haben zwar eine Kriegskasse von 1,5 Mrd. Euro, aber in Zentral- und Osteuropa gibt es kaum noch Banken zu kaufen. Wie wollen Sie Ihre Ertragsversprechungen erfüllen?

Prehofer: Ich sehe besonders in den beiden größten Märkten, Polen und Rumänien, Chancen für Zukäufe. In Rumänien gibt es, wahrscheinlich nächstes Jahr, zwei Bankenprivatisierungen, da werden wir mittun. Und in Polen könnten wir beispielsweise zugreifen, wenn sich westliche Banken wieder aus dem Markt zurückziehen. Das Wichtigste ist: Wir kaufen nur Mehrheiten.

STANDARD: Bis 2006 müssen Sie 38 Prozent des Ergebnisses der BA-CA im Osten lukrieren. Sind Sie auf Kurs?

Prehofer: Ja, diese Messlatte liegt mir aber zu niedrig: Mit 35 Prozent im ersten Quartal sind wir schon nah dran. Ich will bis 2006 einen Return on Equity (RoE; Verhältnis von Gewinn zu Eigenkapital, Anm.) von mindestens 25 Prozent. Dann sind wir wirklich gut.

STANDARD: In Österreich gliedert der Vorstand 1600 Mitarbeiter in eine Abwicklungsgesellschaft aus, der Betriebsrat protestiert heftig. Planen Sie in Ihrem Bereich Ähnliches?

Prehofer: Ich kann diese Reaktion nicht nachvollziehen, die Entlastung der Filialen von der Abwicklung ist eine gute Maßnahme. In Osteu- ropa haben wir ähnliche Projekte regional bereits umgesetzt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.05.2004)