Im Gespräch mit Harald Fidler prangert er tägliche Verstöße der Anstalt an. Anfang Juni feiert er das erste Jahr als österreichweiter Privatsender.

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STANDARD: Angeblich war Ihr Gesellschafter Herbert Kloiber Mittwoch selbst in Wien, um mit Premiere gegen den ORF über die TV-Rechte an der Bundesliga zu verhandeln. Sat.1 hat sie in den Neunzigerjahren bekommen und ist damit in Österreich gescheitert. Warum soll das jetzt funktionieren?

Prenner: Das lief nur in den Kabelnetzen. Wir wollen als österreichischer Sender etwas für den Fußball tun. Wir machen das sicher nicht, um Reichweiten zu gewinnen. Aber vielleicht könnten wir mit der Liga noch Leute motivieren, den Verstärker an die Antenne zu montieren, damit sie ATV+ sehen können.

STANDARD: Bei der "Millionenshow" klappte es nicht.

Prenner: Wir hatten schon einen unterschriebenen Vertrag mit Endemol - mit der Klausel, dass der Lizenzgeber zustimmen muss. Der Chef, John de Mol, hat uns vor Zeugen dieses Einverständnisses versichert. Das hielt dann nicht.

STANDARD: Die hätten Sie gut gebrauchen können. Vor dem Start von ATV+ versprachen Sie fünf Prozent Marktanteil im ersten Jahr, rund elf im zweiten und 15 im dritten Jahr.

Prenner: Das wird sich nicht ausgehen. Wir haben viel Zeit, viel Geld damit verloren, dass uns die Österreicher überhaupt empfangen können. Ende 2007 müssen wir 13 bis 16 Prozent erreichen.

Wir haben aber schon jetzt die höchsten Werbeblockreichweiten nach dem ORF.

STANDARD: Apropos Werbung: Es heißt, ATV+ hatte die ersten zwei Monate ab dem Neustart 2003 noch Werbeumsätze. Seither müssten Sie mit Gratisschaltungen die Reichweiten abarbeiten, die sie der Werbebranche garantiert haben.

Prenner: Für die ersten Monate stimmt das: Wir haben Juni, Juli 2003 unsere Werbung gehabt und August, September unsere Garantien gesendet. Trotzdem haben wir netto in dem halben Jahr 2003 fast vier Millionen Euro verdient. Heuer mussten wir kaum Garantien spielen.

STANDARD: ATV+ wollte schon 2003 mit Werbung 15 Millionen Euro umsetzen, 2004 34 bis 35 und 2005 50 Millionen.

Prenner: Die Zahlen stammen von der vorigen Geschäftsführung. Sie waren einfach lächerlich. Ich konnte damals nicht einschätzen, um wie viel der Plan falsch war.

Realistisch sind heuer netto zwölf bis 15 Millionen.

STANDARD: Wann gleichen die Einnahmen die Ausgaben aus?

Prenner: Sicher nicht vor 2008. Dann halte ich die schwarze Null für realistisch.

STANDARD: Reicht die Geduld der Eigentümer? Die letzte Zusage von Gesellschafter Bawag über 50 Millionen ging von 2002 bis 2004.

Prenner: Die Gesellschafter signalisieren Bereitschaft zu investieren. Und ein britischer Investor zeigt Interesse. Mehr kann ich derzeit nicht sagen.

STANDARD: Das wird doch nicht wieder Rupert Murdoch sein, der sich schon bei den Bewerbungen um österreichische Privatfernsehlizenzen als Gag herausstellte. Die News-Gruppe berichtet so freundlich: Beteiligen sich die Fellners?

Prenner: Definitiv nein.

STANDARD: Am 21. Juni startet der Wiener Stadtsender Puls. Geben Sie dem Chancen?

Prenner: Wenn Helmut Brandstätter Puls so gut macht, wie er n-tv gemacht hat, kann ich mir das vorstellen; wenn er Geldgeber findet.

STANDARD: Bleiben wir bei der Konkurrenz: Verstehen Sie, dass sich der ORF so gegen eine Überprüfung wehrt, ob er seine Werbebestimmungen einhält?

Prenner: Weil er das Gesetz täglich mehrmals bricht, und zwar brutal und bewusst. Schauen Sie sich Semifinale und Finale des Song Contest an: zwei klassische Unterbrecherblöcke. Das ist keine natürliche Pause, in der das Gesetz Werbung erlaubt. Das ist eine ebenso künstliche Pause wie bei "Starmania", bei "Willkommen Österreich", mitten in Skirennen. Promotion in Ö3 fürs ORF-Fernsehen, gesponsertes Heimwerkerwetter, gesponsertes Gartenwetter: All das ist Gesetzesbruch.

Der ORF wehrt sich gegen diese Gesetzesnovelle, weil uns Privaten die Zeit und das Geld fehlen, all das einzuklagen und anzuzeigen.

STANDARD: Sie waren lange Jahre und erfolgreich selbst Werbechef des ORF. Was wäre denn, wenn man Ihnen diesen Job wieder anbietet?

Prenner: Mir wurde damals von außen vorgeworfen, ich denke und handle zu privat. Ich glaube, ich bin eher ein Privatfernsehmensch. (DER STANDARD; Printausgabe, 21.5.2004)