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Anteil der Katholiken nach teilnehmenden Ländern

Grafik: APA/ M. Schmitt
Mariazell lädt am Wochenende zum christlichen Mega-Openair: Bis zu hunderttausend Pilger aus acht Ländern werden erwartet. Die "Wallfahrt der Völker" soll auch ohne Papst ein starkes Signal sein.

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Bis zu 100.000 Pilger, zwölf Kardinäle, 130 Bischöfe und mehr als tausend Priester - Mariazell wird dieses Wochenende mit der "Wallfahrt der Völker" zum spirituellen Zentrum Mitteleuropas.

Der Aufwand für diesen Großevent der römisch-katholischen Kirche ist enorm. "Wir bauen eine kleine Stadt", beschreibt Harald Gnilsen, Leiter des Bauamtes der Erzdiözese Wien, die Arbeit: Auf dem rund 300.000 Quadratmeter großen Festgelände in St. Sebastian steht eine 35 Meter breite und 20 Meter tiefe Bühne für den Gottesdienst.

Vertreter des Papstes kommt

Die Eucharistiefeier am Samstag wird von Kardinal-Legat Angelo Sodano, der als Vertreter des Papstes kommt, geleitet. Johannes Paul II. selbst, dessen Besuch lange erhofft worden war, wird via Videobotschaft zu den Pilgern aus den acht teilnehmenden Staaten - Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Österreich - sprechen. Es sind jene Grußworte, mit denen er sich bereits am Mittwoch an die Teilnehmer des Katholikentags gewandt hat. Es gehe bei der länderübergreifenden Wallfahrt um "kein geringes Anliegen", erklärte Papst Johannes Paul II., als um die Zukunft der Menschen in Europa.

Christen "bauen am Haus Europa"

Dass Europa "auch heute viel vom Evangelium braucht" sei ein Motiv für den Katholikentag gewesen, erklärte Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag im ORF-Niederösterreich-Gespräch. Die "Wallfahrt der Völker" solle ein gemeinsamer Weg sein, bei dem Menschen aus acht Ländern zeigen: "Wir gehen miteinander." Dementsprechend gebe es auch einen gesellschaftspolitischen Aspekt: Es gehe darum, dass Christen "mitbauen am Haus Europa".

Damit will die Kirche wohl jenen Auftrag weiter ausführen, den der Papst schon bei seinem Besuch 1983 in Österreich formuliert hatte. Damals erinnerte er bei der Vesperfeier am Wiener Heldenplatz an die gemeinsame Verantwortung der Christen für Europa.

Politiker pilgern

Um das Gemeinsame zu betonen, wird am Samstag besonders stark auf Symbolik gesetzt. So wurde das Kreuz des Katholikentages 1983 vom Heldenplatz hergebracht. Und auch mit der Wahl Mariazells als Ort der Begegnung ist ein Zeichen gesetzt worden. Jahrhundertelang galt Mariazell für alle Völker der Donaumonarchie als wichtigster Wallfahrtsort.

Auch Politiker können sich bis heute diesem Ort kaum entziehen. So pilgerte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel im September 2000 als Dank für das Ende der EU-Sanktionen nach Mariazell. Am Samstag wird er unter anderem Gast der Festmesse sein, ebenso wie Bundespräsident Thomas Klestil. Dass Staatsoberhäupter aus den Teilnehmerländern kommen, kann wohl auch als positives Zeichen dieses Festes der Kirche verstanden werden. (Peter Mayr, DER STANDARD Printausgabe 21.5.2004)