STANDARD: Bildet der Fußball eine tragfähige Basis für ein duales TV-System?

Kofler: Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass der Fußball, auch in Deutschland, ein Eisbrecher war. Wir wollen in den nächsten zwölf Monaten bis zu 100.000 neue Abonnenten gewinnen, dann rechnet sich die Investition auch.

STANDARD: Mitte der 90er Jahre wurde die Liga im Kabel auf Sat1 gezeigt, das war nicht sehr erfolgreich.

Kofler: Mittlerweile hat sich der Fußball überall im Privat-und Pay-TV etabliert. Das private Fernsehen ist auch für Österreichs politische Wahrnehmung wichtig, es gibt nicht mehr nur den ORF.

STANDARD: Wie beruhigen sie Kritiker, die auf die Insolvenzen der Kirch-Gruppe und die Diskussionen um die TV-Gelder in Deutschland verweisen?

Kofler: Die Premiere-Gruppe macht heuer einen Umsatz im Ein-Milliarden-Bereich und einen satten zweistelligen Millionengewinn. Wir sind sanierungserfahren, wir stehen nicht im Verdacht, einen unseriösen Preis zu zahlen.

STANDARD: Sturm Graz' Klubpräsident Hannes Kartnig droht mit Eigenvermarktung, macht Ihnen das Sorge?

Kofler: Nein, ich würde die Skeptiker gern zu einem weiteren Gespräch einladen. Wir bringen durch ein Vermarktungskonzept und Werbung der Liga große Vorteile. Sogar Bayern München hat beim zweiten Blick die Einzelvermarktung abgeblasen, sie verdienen mit der Liga mehr.

STANDARD: Stimmt es, dass der mit den Verhandlungen beauftragte Ligavorstand Peter Westenthaler auf ihr erstes Angebot von 60 Millionen Euro für fünf Jahre nicht einging?

Kofler: Das ist richtig, er wollte wiederholt bloß ein Angebot für ein Live-Spiel am Freitag, daran waren wir nicht interessiert. Ich war schockiert von Westenthalers Vorgehensweise, mir gegenüber hat er sich nicht wie ein Angestellter der Liga, sondern wie ein Interessensvertreter des ORF verhalten. Seit sich andere als Westenthaler eingeschaltet haben, gab es erstmals faire Gespräche. Der Vertrag kam trotz Westenthalers Verhandlungen zustande.

STANDARD: Wie bewerten sie Westenthalers Äußerungen, ihr Angebot sei nur ein gut riechender Blumenstrauß und seinen Kommentar, die Entscheidung der Präsidentenkonferenz sei nicht zu Ende gedacht, eine Einzelvermarktung von Klubs sei durchaus zu überlegen?

Kofler: Ich finde Westenthalers Aussagen skandalös. Er stellt einen Beschluss seiner Auftraggeber in Frage. Das steht einem Angestellten wie ihm nicht zu.

STANDARD: Haben sie Sorge, die Hauptversammlung der Liga könnte den Beschluss der Präsidentenkonferenz noch kippen?

Kofler: Nein. Die Präsidenten haben sich mit überwältigender Mehrheit für unser Angebot entschieden. Das wird auch die Hauptversammlung tun. (DER STANDARD; Printausgabe, 21.05 2004)