Paris/Rom/London/Kopenhagen/Bern - Le Monde

"Nichts kann also den mörderischen Wahn stoppen, der sich unter unseren Augen in Gaza abspielt und antiisraelische Gefühle schürt. Außer, man sieht in dieser Entfesselung blinder Gewalt ein taktisches Manöver Ariel Sharons. Der israelische Ministerpräsident will den Rückzug aus dem Gazastreifen, ohne dass die Palästinenser Sieg rufen oder die jüdischen Siedler Verrat schreien können. Er will daher abziehen, nachdem er den Terrorismus mit allen Mitteln ausgerottet hat. Wird er es schaffen? Nichts ist ungewisser. Aber hinter sich wird er ein Ruinenfeld und Hass zurücklassen, der die Fortsetzung der "Road Map" schwierig bis unmöglich macht. Und eine politische Sackgasse."

Corriere della Sera

"Die Strategie des Ministerpräsidenten ist wirklich unverständlich. Für die Massaker unter palästinensischen Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, gibt es in der Tat keinerlei Rechtfertigung. Es gibt keine militärische Erklärung dafür, denn die israelischen Truppen werden damit unausweichlich Racheakten ausgesetzt. Auch die israelische Sicherheit, die zu verstärken sei, ist keine Begründung, denn die Erschießung von Zivilisten, noch dazu während eines Begräbnisses, lässt lediglich den Hass und damit die Zahl der möglichen Selbstmordanschläge anwachsen und macht die Rekrutierung von Terroristen nur einfacher."

The Independent

"Wie viel weiter kann sich der Nahe Osten noch vom Frieden wegbewegen? ... Es ist wirklich kein Rätsel, warum Israel so rücksichtslos handelt wie in Gaza. Regierungschef Sharon will seinen Plan für einen einseitigen Abzug aus ausgewählten Abschnitten der besetzten Gebiete durchziehen - als ersten Schritt für einen nach seinen Bedingungen erzwungenen Frieden. ... Die Angriffe in Gaza haben das Ziel, jeden und alles zu zerstören, was als Gefahr für die Sicherheit Israels aufgefasst werden könnte. ... Das Ziel ist ein neutralisierter Gazastreifen, der keine Bedrohung für Israel darstellt, wenn seine Truppen abgezogen werden."

"Politiken" (Kopenhagen

"Die israelische Militäraktion in Rafah ist eine kurzsichtige und deshalb sinnlose Handlung sowie die krampfhafte Zuckung einer Regierung, die mit automatischen Reflexen funktioniert. Sie ist sinnlos, weil das Problem in erster Linie die israelische Besetzung des Gazastreifens selbst ist und erst in zweiter der Terror. Es gibt nur eine politische und keine militärische Lösung für diesen Konflikt. ... Israel ist wohl das einzige Land der Welt, in dem ein nicht unerheblicher Teil der Intellektuellen und Meinungsführer an der Fähigkeit ihres Staates zum Weiterbestehen zu zweifeln beginnen. Nur Frieden könnte diese Furcht bezwingen. Und auf diesen Frieden besteht keine Aussicht, so lange Israels Ministerpräsident Ariel Sharon heißt und der palästinensische Führer Yasser Arafat."

"Berner Zeitung"

"Mit dem Verzicht auf ein Veto im UNO-Sicherheitsrat haben die USA zum ersten Mal seit fast zwei Jahren eine Verurteilung Israels zugelassen. Das hat zumindest Symbolcharakter - auch wenn sich Israel seit Jahrzehnten um UNO-Resolutionen foutiert (nicht schert, Anm.). 14 von 15 Mitgliedstaaten des Sicherheitsrates haben der Resolution zugestimmt. Das hat Gewicht, wenigstens moralisch. In der völlig verfahrenen Lage bildet der internationale Druck auf Israel immerhin einen Hoffnungsschimmer. Der große Bruder hat gewarnt. Er hätte es mit einem klaren Ja allerdings noch deutlicher tun können." (APA/dpa)