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Muss noch einmal auf Partner-Shopping-Tour gehen, ehe die Post verkauft wird: Generaldirektor Anton Wais.

Foto: APA/Barbara Gindl
Wien – Die Österreichische Post ist der Verstaatlichtenholding ÖIAG weit mehr wert, als potenziellen Käufern lieb sein dürfte. Die als Verkaufspreis für eine Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) an die Deutsche Post kolportierten 125 Millionen Euro werden in höchsten Post- und ÖIAG-Kreisen jedenfalls einhellig als "Wunsch ans Christkind" (ab-)qualifiziert. Da könne man den gelben Riesen gleich verschenken, heißt es.

Faustregel

Die Faustregel für die Ermittlung eines angemessenen Verkaufspreises lautet demnach "Ebit mal 15". Geht man davon aus, dass die Post heuer einen Betriebsgewinn (Ebit) von gut 70 Millionen Euro erwirtschaftet (im Budget stehen sogar 85 Mio. Euro), ist der ganze Laden gut 1,050 Milliarden Euro wert. Ein Viertel würde also gut 263 Mio. Euro kosten.

Da sich die Deutsche Post laut Geheimplan (Der Standard, 12.5.2004) nur vorübergehend mit einer Minderheitsbeteiligung begnügen würde, hofft die ÖIAG, darüber hinaus einen Paketzuschlag in Höhe von 30 Prozent einstreifen zu können. Womit das Post-Viertel gleich 340 Mio. Euro kosten würde.

Verkaufsbeschluss zurückgestellt

Würde. Denn derzeit sieht es nicht danach aus, als würde heuer noch etwas daraus. Die ÖIAG hat den Verkaufsbeschluss einmal mehr zurückgestellt, nun muss der Post-Vorstand bis Anfang Juli Partner-Shopping machen und alle Varianten durchrechnen. Da es dem Vernehmen nach mit der Deutschen Post ohnehin nur einen einzigen Kaufinteressenten gibt, dürfte diese Übung eine leichte sein.

Kritiker des Deals, und derer gibt es insbesondere in der Kanzlerpartei ÖVP viele, hielten für ein Post-Viertel übrigens sogar 500 Mio. Euro für gerechtfertigt. Allein das Anlage- und Immobilienvermögen bringe rund 1,2 Mrd. Euro auf die Waage. Außerdem sei vor zwei Jahren ein Finanzkonsortium bereit gewesen, für die damals marode Post zwei Mrd. Euro zu zahlen.

Für Gesprächsstoff in der Aufsichtsratssitzung nächsten Mittwoch wird auch die von ÖIAG-Vorstandssprecher und Post-Präsident Peter Michaelis als extrem pessimistisch geschilderte Ertragsaussicht der Post sorgen. Die prognostizierten 260 Mio. Euro an Mindereinnahmen decken sich nämlich keineswegs mit dem Mittelfristbudget, das der Post-Aufsichtsrat im Vorjahr abgesegnet hat. Angesichts dieser Dramatik sei die Qualität des Zahlenmaterials zu hinterfragen, sagte ein Kapitalvertreter zum Standard. Er gehe aber davon aus, dass die Zahlen der Post-Chefs halten, die ÖIAG wollte wohl Druck in Richtung Verkauf machen.

ÖIAG will fünfprozentige Umsatzrendite

Die Latte liegt also hoch: Die ÖIAG verlangt für eine Stand-alone-Lösung eine fünfprozentige Umsatzrendite – trotz Liberalisierung des europäischen Postmarkts und Öffnung der Hausbrieffachanlagen. Letzteres dürfte zu den 260 Mio. Euro Mindereinnahmen beigetragen haben. Postintern werden diese mit maximal 100 Mio. Euro beziffert. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.05.2004)