Wien - Derzeit noch auf mehrere Einzelinitiativen aufgesplittet, nimmt dennoch die Vision der Vernetzung der Hauptstädte Wien und Bratislava erste Formen an. Aufhänger der Idee "Twin Cities" (auf deutsch: Zwillingsstädte) ist der Umstand, dass nirgendwo sonst in Europa zwei Hauptstädte geographisch derart nahe beieinander liegen. Daraus leiten sich diverse Kooperationsideen ab.

Gipfeltreffen

Als Vorbereitung auf ein als Initialzündung gedachtes "Gipfeltreffen" am 17. Juni zwischen Wiens Bürgermeister Michael Häupl und dem Bürgermeister von Bratislava, Andrej Durkovský, wurde nun von der Industriellenvereinigung Wien und slowakischen und österreichischen Firmen eine Prioritätenliste erstellt.

WU-Vizerektor Ewald Nowotny, bis Herbst 2003 Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, fungiert als Berater: "Diese Region ist in ihrer Dimension in Österreich noch nicht erkannt. Im heutigen Europa geht es nicht mehr so stark um die Konkurrenz der Staaten, sondern um die Konkurrenz der Regionen."

Gemeinsame Planungen

Infrastrukturprojekte wie die Hochgeschwindigkeitsverbindung und selbstverständlich der Straßenausbau stehen auf der Wunschliste der Industrie ganz oben. Dazu kommen Projekte wie eine gemeinsame Fachhochschule im Automobilbereich, gemeinsame Planungen für Flug- und Donauhafen bis hin zu Überlegungen für eine gemeinsame Arbeitsmarktpolitik in der Zeit der Übergangsfristen, erläuterte Nowotny am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Im Verhältnis zu Tschechien sei der Ausbau der Phyrnstrecke für den steirischen Autocluster "wesentlich wichtiger" als der Semmeringtunnel, so Nowotny. Auch hier werde an ein öffentlich-privates Projekt gedacht. Vor allem in der Vorfinanzierung sei privates Kapital hilfreich, um den Infrastrukturausbau zu beschleunigen. (miba, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.05.2004)