Warum hält man hierzulande den Satiriker für den natürlichen Feind des Beamten? Weil unsereiner sich berufsbedingt mit Autoritäten anlegt? Da sind die selbst gewählten Gegner in Politik und Medien aber schon längst eine um vieles spannendere Herausforderung. Oder weil wir oft was Garstiges über die Staatsdiener zu sagen haben? Das mag schon stimmen, liegt aber auch daran, dass wir in verlässlicher Regelmäßigkeit dazu befragt werden. Das inoffizielle Ranking der "Lass ma das von einem Kabarettisten kommentieren"-Themen lautet: Platz 1 "Song-Contest", Platz 2 "österreichischer Fußball" und Platz 3 "Beamte". Am unteren Ende der Wertung rangieren "Holocaust-Gedenkstätten" und "Ende der Spaßkultur" - da haben wir gegen Menasse und Liessmann einfach keinen Auftrag. Also konzentrieren wir uns auf die Tabellenspitze: Der Song-Contest hat vor ein paar Jahren die Grenze zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Komik im postmodernen Nebel endgültig verschwinden lassen und ist seither satire-tote Zone. Ein Befund, der auch für die Lage des österreichischen Fußballs gilt: Wer braucht witzige Kommentare zu Länderspielen, wenn dieser Job bereits vom amtierenden Teamchef erledigt wird, der nach jedem Match quälende Erfolglosigkeit durch den hohen Unterhaltungswert seiner dreist kecken Realitätsverweigerung zu kompensieren versteht.
Bleiben also die Beamten. Aber gut, warum nicht. Die in der konsequent folgenlos bleibenden "Pensionsharmonisierungs-Debatte" ziemlich ungeniert zum Ausdruck gebrachte Klientel-Politik der Regierung Schüssel könnte es einem ja ermöglichen, sich ernsthaft satirisch mit den Beamten zu befassen. Man könnte dem eine mitleidslose Analyse des fundamentalistischen Beamten-Hasses rostig gewordener Leitartikler, in alt-neoliberalen, an ihrer eigenen Unwirtschaftlichkeit leidenden Wirtschaftsillustrierten entgegenhalten. Man könnte darüber polemisieren, ob der mit der Globalisierung einhergehende Autoritätsverlust des Staates bei seinen Beamten Minderwertigkeitskomplexe noch ungeahnten Ausmaßes auslösen wird oder ob uns die ungebrochen eskalierende Bürokratisierung Europas durch die EU einen neuen Höhepunkt beamtischer Allmachtsphantasien bescheren wird. Man könnte versuchen, ein differenziertes Bild des österreichischen Beamten zu zeichnen. Ohne Klischees. Ohne Vorurteile. Man hat es wirklich vor.
Aber dann.
Dann fällt einem Fritz Neugebauer ein. Besser gesagt: Er fällt einem entgegen. Ein Bild des Vorsitzenden der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst ragt ohne Vorwarnung aus einer Tageszeitung. Das ist nicht einfach ein zu verarbeitender Anblick, sondern eine optische Kollision. Und plötzlich sind alle guten Vorsätze dahin. Hinweggefegt von einem kaum bezähmbaren Bedürfnis, stattdessen klischeestrotzende Gemeinplätze und hämische Plattitüden zum Thema "Unsare Beamtn san a Wahnsinn" von sich zu geben.
Das Bild des österreichischen Beamten leidet nicht unter den Kritikern - egal, ob es sich um Satiriker oder sonst wie Berufene handelt - das Problem sind die Fürsprecher.