Jerusalem - Ein Selbstmordattentäter hat sich am Samstag an einem israelischen Kontrollpunkt im Westjordanland in die Luft gesprengt und dabei vier weitere Menschen verletzt, davon drei Palästinenser. Einer der drei Palästinenser sei schwer verletzt, hieß es in israelischen Militärkreisen weiter. Zum Zustand eines verletzten israelischen Soldaten machten sie keine Angaben. Der Anschlag ereignete sich in der Nähe einer jüdischen Siedlung in dem besetzten Gebiet. Extremistische Palästinenser-Gruppen haben wiederholt Anschläge auf Siedlungen verübt.

PFLP bekennt sich zu Anschlag nahe Nablus

Der bewaffnete Arm der radikalen Palästinenserorganisation Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) hat am sich Samstag in einem Anruf bei der Nachrichtenagentur AFP zu dem Selbstmordanschlag bekannt.

Der Mann habe einen Sprengstoffgürtel getragen und wegen seines verdächtigen Verhaltens die Aufmerksamkeit der Soldaten an der Sperre auf sich gelenkt. Als die Soldaten versuchten, ihn mit Schüssen aufzuhalten, habe er sich rund 30 Meter vor der Sperre in die Luft gesprengt.

Vierjähriges Mädchen wurde erschossen - Widersprüchliche Angaben

Im palästinensischen Flüchtlingslager Rafah im Gaza-Streifen erschossen israelische Soldaten Augenzeugen und Krankenhausvertretern zufolge ein vierjähriges Mädchen. In Rafah gruppiert die Armee derzeit ihre Truppen um, nachdem sie bei einem mehrtägigen Vorstoß mehr als 40 Palästinenser getötet und zahlreiche Häuser zerstört hat. US-Außenminister Colin Powell kündigte an, dass die USA ihre Nahost-Politik in Zukunft strikt am internationalen Friedensplan orientieren wollen, der ein Ende der Gewalt auf Seiten beider Konfliktparteien verlangt.

Das vierjährige Mädchen, in anderen Berichten wurde von einem dreijährigen Mädchen gesprochen, sei vor ihrem Elternhaus in Rafah erschossen worden, als es auf dem Weg zum Einkaufen gewesen sei, sagten Familienangehörige. "Sie hatte von ihrem Vater einen halben Shekel erhalten und ging los. Als sie das Haus verlassen hatte, hörten wir plötzlich heftiges Gewehrfeuer. Wir gingen hinaus und fanden sie auf dem Boden, zwei Kugeln in ihrem Nacken und ihrem Kopf", sagte ein Angehöriger. Laut anderslautenden Berichten, sprach der Leiter des Krankenhauses in Rafah dagegen, die kleine Rawan sei an Schussverletzungen an Hals und Bauch gestorben. Die israelische Armee erklärte, es lägen keine Informationen über eine Schießerei vor, sie überprüfe aber die Angaben.

Vorstoß der israelischen Armee in grenznahe Viertel

Mit dem erklärten Ziel, den Schmuggel schwerer Waffen aus Ägypten zu unterbinden, war die israelische Armee in der vergangenen Woche in die grenznahen Viertel des Lagers vorgestoßen. In der Woche zuvor hatten extreme Palästinenser bei Anschlägen 13 israelische Soldaten getötet.

Powell: USA wolle Friedensprozess in Nahost neu beleben

Powell kündigte in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag" an, dass die USA den Friedensprozess im Nahen Osten neu beleben wollten. Dies müsse aber nach den Vorgaben des Friedensplans geschehen, der von den USA, den Vereinten Nationen, der Europäischen Union und Russland vorgelegt worden ist. "Alles, was in Zukunft getan wird, muss im Einklang mit dem Friedensplan für den Nahen Osten, der Road Map, stehen", schrieb Powell.

Die Umsetzung der Road Map und ihrer geplanten beidseitigen Schritte ist durch die anhaltende Gewalt zum Erliegen gekommen, und der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon hat vor kurzem einen Plan vorgelegt, demzufolge Israel sich einseitig aus dem palästinensischen Gaza-Streifen zurückziehen soll. Er wolle die Palästinenser ermutigen, darüber nachzudenken, "wie sie im Gaza-Streifen die Führung übernehmen und wie sie sich auf diese bevorstehende Veränderung vorbereiten könnten; wie sie Sicherheit gewährleisten und den Terrorismus beenden wollen", schreibt Powell weiter. (APA/Reuters)