Erzbischof Wolf Dietrich

GM-EDV
Salzburg - Die Vorständin der Salzburger Rechtsmedizin, Prof. Edith Tutsch-Bauer, spricht von einer spannenden Geschichte. Sie übernahm mit ihren Mitarbeitern die Aufgabe, die Gebeine des Erzbischofs zu restaurieren und mittels DNA-Analyse wissenschaftliche Erkenntnisse möglich zu machen.

Bevor die Arbeiten begonnen werden konnten, musste geklärt werden, wem die Gebeine gehören. Sie sind nun im Besitz des Magistrats der Stadt Salzburg.

Der Erzbischof hatte eine Lebensgefährtin

Der Grund dafür, dass die Wissenschafter daran interessiert sind, Wolf Dietrich eine DNA-Probe zu entnehmen, ist eher für einen katholischen Priester ungewöhnlich.

Der Erzbischof war ein ehrgeiziger Reformkatholik, aber sein Privatleben fand keine Zustimmung unter den Mächtigen seiner Zeit, im 17. Jahrhundert. Er glaubte von dem Tag an, als er der schönen Salzburger Bürgerstochter Salome Alt begegnete, bis zu seinem Tod, dass die Erlaubnis für Priesterehen nur noch eine Frage von Tagen sein konnte. Durch eine als Schrank getarnte Tür wurden Salomes Gemächer mit seinen Fürstenzimmern verbunden. Aus der eheähnlichen Gemeinschaft stammten fünfzehn Kinder. Das kostete Wolf Dietrich die Ernennung zum Kardinal durch Papst Sixtus V.

Die gerichtsmedizinischen Untersuchungen

Der Vorgang der Restaurierung begann mit der Trocknung der Gebeine. Ein sehr wichtiger Vorgang für die weiteren Arbeiten.

Im zweiten Schritt werden DNA-Proben entnommen. Dazu werden kleine Löcher gebohrt, an Stellen, wo es nicht zu sehen ist. Es muss erst herausgefunden werden, ob eine DNA-Analyse überhaupt durchführbar ist. Diese schwierige Aufgabe wurde dem Molekularbiologen, Mag. Jan Kiesslich, der auf die alte DNA spezialisiert ist, anvertraut.

Die weiteren Vorgänge betreffen die Säuberung der Gebeine, weil sie verschmutzt und verschimmelt sind. Die Knochen werden nach Abschluss der Untersuchungen, von einem Experten, mit Acrylharz gehärtet.

Das Ziel

Die Rechtsmediziner wollen nun herausfinden, ob es noch Personen aus den verwandtschaftlichen Linien gibt.

Erste Ergebnisse Ein Panoramaröntgen des Kiefers wurde bereits durchgeführt. Die Ergebnisse sind nicht besonders gut, weil die Weichteile fehlen. Aber es ist klar zu sehen, dass der Erzbischof zwar abgekaute, aber noch gute Zähne hatte. Der Zahnschmelz ist noch erkennbar, und die Knochenleiste seines Kiefers ist besonders gut erhalten. Interessant ist dabei die Tatsache, dass der Kieferknochen, bei einem heute 58jährigen Mann, mehr zurückgegangen ist, als es bei Wolf Dietrich der Fall ist. Die Leute haben damals noch aktiver gekaut. Nach Abschluss der Arbeiten kann der Erzbischof wieder am St. Sebastian Friedhof in Salzburg begraben werden und seine endgültige Ruhe finden. (kGru)