Srinagar - Bei einem Anschlag auf einen Bus der indischen Grenztruppen in Kaschmir sind am Sonntag mindestens 33 Menschen getötet und zehn verletzt worden. Die Bombe, die das Fahrzeug zerstörte, war auf der Straße zwischen Srinagar und Jammu unter einer Brücke versteckt. Unter den Opfern waren neben Soldaten auch sechs Frauen und vier Kinder. Eine örtliche Nachrichtenagentur berichtete, zu dem Anschlag habe sich die islamistische Organisation Hezb-ul Mujahedeen bekannt.

"Feiger Akt"

Der neue indische Ministerpräsident Manmohan Singh verurteilte den Anschlag als feigen Akt. Es zeige sich erneut, dass der Terrorismus noch immer eine große Bedrohung für das Land darstelle, sagte Singh nach seiner ersten Kabinettssitzung. Die Regierung werde friedliche Lösungen für alle Probleme suchen, gleichzeitig aber entschlossen gegen Terroristen vorgehen.

Hezb-ul Mujahedeen ist die größte der islamischen Gruppen, die gegen die indischen Truppen in Kaschmir kämpfen. Seit Beginn des Aufstands in der mehrheitlich von Moslems bewohnten Region vor 14 Jahren sind mehr als 65.000 Menschen ums Leben gekommen.

Singh und Musharraf telefonieren nach Anschlag

Nach dem Anschlag haben Singh und Pakistans Präsident Pervez Musharraf die Fortsetzung des Friedensprozesses zwischen beiden Staaten angekündigt. Die beiden Politiker vereinbarten in einem Telefongespräch am Sonntag, die gegenseitigen Beziehungen auszubauen, wie das pakistanische Fernsehen berichtete. Singh und Musharraf seien überein gekommen, alle offenen Fragen einschließlich des Kaschmir-Konflikts im Dialog zu klären, hieß es.

Im indischen Teil Kaschmirs kämpfen moslemische Gruppen für die Unabhängigkeit der Himalaya-Region beziehungsweise deren Anschluss an Pakistan. Seit Beginn des bewaffneten Aufstandes 1989 wurden mehr als 40.000 Menschen getötet. Indien und Pakistan streiten seit Jahrzehnten um Kaschmir. Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 führten die Nachbarstaaten bereits zwei ihrer drei Kriege um das Gebiet. Indien wirft Pakistan vor, Rebellen bei ihrem Kampf um die Unabhängigkeit zu unterstützen. Im Februar waren beide Länder nach langer Eiszeit an den Verhandlungstisch zurückgekehrt.

Erster Test für Singh

Der Anschlag vom Sonntag gilt als erster Test für den erst einen Tag zuvor vereidigten Singh. Er hatte im Wahlkampf versprochen, die Probleme in Kaschmir anzugehen. Gemeinsam mit ihm legten etwa 70 weitere Regierungsmitglieder ihren Amtseid ab. Der Vereidigung waren mehrtägige Verhandlungen mit den Partnern der neuen Minderheitsregierung vorausgegangen. (APA)