Frühstücken, meint Friedemann Derschmidt, "ist ein politischer Akt". Und zwar einer, der "gut in den Verfassungsbogen passt". Das, so der bildende Künstler, möge man jedem sagen, der sich einem Frühstück in den Weg stellen will. Freilich: Derartiges ist bisher nie (Ausnahme: Im Wiener Museumsquartier schritt das Wachpersonal frühstücksverhindernd ein) passiert. Und zwar weltweit: Seit Derschmidt mit ein paar Freunden 1996 zum ersten "Permanent Breakfast" (www.permanentbreakfast.org) antraten, hat sich dieses Kettenbrief-Morgenmahl global ausgebreitet.

Das Idee ist einfach: Man frühstückt öffentlich, lädt zum Mitessen ein – und wer Platz nimmt, sollte dann selbst ein Permanent Breakfast veranstalten. Theoretisch hätten so wenige Wochen nach dem Start Millionen Menschen öffentlich Semmeln streichen müssen.

In der Praxis war das natürlich nicht so – aber die Kette riss nie ab. Vergangene Woche lud dann die Kunsthalle am Karlsplatz zum Fünftages- Dauerfrühstück auf den Karlsplatz – inklusive romantischem "candlelight breakfast". Politiker wurden dabei keine gesehen – aber denen würden echte Frühstücker diesen politischen Akt ohnehin nie überlassen: Frühstücken ist dafür viel zu wichtig.

(DER STANDARD Printausgabe 24.05.2004)