Zusätzlich will Bush eine Reihe von Regierungschefs aus der "Koalition der Willigen" empfangen. Bisher hat man sich in Washington eisern an die Parole "Scheitern ist keine Alternative" gehalten. In letzter Zeit werden jedoch immer häufiger Stimmen laut, die die Möglichkeit, eine Niederlage im Irak einzugestehen, nicht mehr ausschließen. Klar scheint, dass die ambitionierten Träume der Neokonservativen ausgeträumt sind: Dass der befreite Irak zu einem leuchtenden Beispiel für ein demokratisches Regierungssystem in der Region werden könnte, nimmt kaum mehr jemand an.
Bei den Republikanern hat sich die Kluft zwischen isolationistischen Konservativen und Neokonservativen weiter vergrößert. Bushs Auftritt vor republikanischen Politikern im Kongress in der vergangenen Woche erntete jedenfalls mehr Kritik als Lob: Aus republikanischen Kreisen verlautete, Bush habe nur Plattitüden geäußert und sei auf den Folterskandal gar nicht erst eingegangen. Glimpflich lief es für den Präsident dagegen am Samstag ab, als er mit seinem Mountainbike stürzte. Er erlitt lediglich Abschürfungen und Kratzer.
Nutzen für Nader
Bushs demokratischer Gegenspieler Senator John Kerry hat indes mit dem Vorwurf zu kämpfen, seine Irakpläne würden sich nur marginal von jenen der Regierung unterscheiden. Viele Demokraten befürchten, dass der Wunsch nach einem Rückzug aus dem Irak immer stärker werden und Kerry schaden könnte. Nützen würde diese Entwicklung vor allem dem Unabhängigen Ralph Nader. Er fordert als einziger namhafter Präsidentschaftsanwärter einen schnellen Truppenabzug.