Norske Skog beschäftigt 500 Mitarbeiter in Bruck/Mur. Dort hofft man auf den Bau einer neuen Papiermaschine.

Foto: Norske Skog Bruck
Bruck/Mur - Die Maschinen laufen rund um die Uhr. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 90 km/h rauschen die Papierbahnen durch die PM 4, die Papiermaschine Nr. 4 von Norske Skog in Bruck/Mur.

Erst kürzlich wurde sie um 35 Millionen Euro auf den neuesten Stand gebracht. 1500 Meter Hochglanzpapier für Illustrierten und Magazine schafft die Maschine pro Minute, 255.000 Tonnen im Jahr.

"Das ist heuer die größte Einzelinvestition im Konzern", sagt der Geschäftsführer von Norske Skog Bruck, Heinz Simon (siehe Interview), bei einem STANDARD-Lokalaugenschein.

Fällige Investitionen

Eine ungleich größere Investition wäre fällig, die PM 3 zu ersetzen. Die in die Jahre gekommene Maschine für Zeitungsdruckpapier hat eine Jahreskapazität von 125.000 Tonnen. Simon: "Die müsste neu gebaut werden und würde 500 Millionen Euro kosten."

Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen; angesichts der 51 Jahre, die die "alte Dame" PM 3 auf dem Buckel hat, sei man sich im Konzern aber des Problems bewusst.

Seit 1881 wird in Bruck Papier erzeugt. In den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts gehörte die Leykam Mürztaler AG, die von Gratkorn aus auch das Werk in Bruck steuerte, mehrheitlich der Creditanstalt (CA). 1988 kam das Unternehmen zur niederländischen KNP. Fünf Jahre später verkaufte die CA auch die restlichen 25 Prozent. Seit 1996 gehört das Werk Bruck den Norwegern.

Treffpunkt Kantine

Obwohl seither acht Jahre vergangen sind, geht vielen der 500 Beschäftigten Leykam noch immer leichter über die Lippen als Norske Skog. "Für uns bleibt's die Leykam", bringt es ein pensionierter Papierarbeiter auf den Punkt. Ihn verbindet mit dem Werk nicht nur die Kantine, in der er fast täglich isst. "Auch mein Sohn arbeitet da drinnen", deutet er durch den Zaun.

Gegen die Norweger habe man nichts - im Gegenteil. "Die stecken Geld rein und schauen, dass was weitergeht", heißt es in Bruck. Norske Skog, was wörtlich übersetzt "norwegischer Wald" heißt, ist der größte industrielle Arbeitgeber der Stadt.

Nur das Landeskrankenhaus beschäftigt eine Hand voll Leute mehr. Früher war der Kontakt mit dem Krankenhaus intensiver. 1996 gab es 46 Unfälle im Werk. Inzwischen sind es ein bis zwei pro Jahr. "Wir arbeiten daran, dass diese Zahl weiter sinkt", sagt Unternehmenssprecher Gert Pfleger.

539 unfallfreie Tage

"In unserem Betrieb wird seit 159 Tagen ohne Unfall mit Ausfallszeit gearbeitet", steht auf einer Tafel beim Empfang. Der Rekord im Werk sind 539 unfallfreie Tage.

Bis zu zwei Tonnen wiegen die Papierrollen, wenn sie am Ende der Produktionsstraße mittels Stahlförderband zur Verpackungsstation gebracht werden. Die eigentliche Papierproduktion spielt sich in relativ kurzer Zeit ab, der Vorlauf dauert rund einen Monat.

So lange lagern in der Regel die überwiegend mit Lkw angelieferten Baumstämme auf dem Holzplatz, bevor sie entrindet, geschnitten und zu Holzschliff weiterverarbeitet werden. Altpapier wird aufgelöst, gereinigt und bildet zusammen mit Holzschliff die Basis für Zeitungsdruckpapier.

Für Magazinpapiere kommt noch Zellstoff dazu, der für Reißfestigkeit sorgt. Der extrem dünne Faserbrei wird aufgespritzt, entwässert, gepresst und zum Trocknen über Stahlwalzen gejagt.

Produktveredelung

Ein Strichauftrag aus Kalziumkarbonat (Marmor) und Kaolin (Kreide), der auf das Rohpapier gespritzt wird, veredelt das Produkt zu hochwertigem Magazindruckpapier. Auf dem so genannten Tambur wird das Papier dann vollautomatisch aufgewickelt.

Rotierende Messer schneiden die auf Rollen gewickelten Bahnen auf die gewünschte Breite. Ruck, zuck wird das Papier auf neue Rollen gespult - elektronisch gesteuert und von Kameras überwacht.

Es ist laut in der Halle. Etwas ruhiger wird es nur, wenn die Maschine aus Wartungsgründen abgestellt wird - was meist nur alle fünf Wochen passiert. (DER STANDARD Printausgabe, 24.05.2004, Günther Strobl)