Salzburg - Der Status "Europäische Kulturhauptstadt" ist teuer und für Salzburg zudem inhaltlich wenig sinnvoll, erteilte das Kulturamt der Stadt Salzburg einer Bewerbung für das Jahr 2009 am Montag eine klare Absage. Auch Bürgermeister Heinz Schaden (S) hält einen Kulturschwerpunkt drei Jahre nach dem Mozartjahr 2006 für unfinanzierbar. "Zudem befürchte ich, dass die bestehenden Kultureinrichtungen dadurch ernsthaft gefährdet wären."

Gemeinderat entscheidet Anfang Juli

Schaden hatte sich schon vor Monaten gegen eine Bewerbung ausgesprochen. Ob sich Salzburg neben Linz - St. Pölten und Klagenfurt haben vor Kurzem abgewunken - bewerben wird, entscheidet der Gemeinderat Anfang Juli. Die Bewerbungsfrist endet am 15. September.

Schaden: "Wir müssen sparen"

Laut Fachabteilung müsste Salzburg rund 70 Mio. Euro ausgeben, um international wahrgenommen zu werden. "Das ist zu viel, wir müssen sparen", argumentierte Schaden. "Mit Unterstützung vom Bund ist kaum zu rechnen, das Land würde höchstens vier Mio. dazu zahlen, die direkte Unterstützung der EU ist kaum der Rede Wert und der steuerliche Vorteil liegt im Promille-Bereich." Darüberhinaus würden ebenso wie in Graz "in Salzburg die Kultureinrichtungen, die den notwendigen Sparkurs jahrelang mittragen müssen, gravierend leiden. Manche würden sogar in Existenznot geraten, denn das nötige Geld müsste auch auf Kosten dieser Initiativen zusammen gekratzt werden."

Halbherzige Bewerbung wäre laut Bürgermeister sinnlos und peinlich

Schaden erläuterte weiter, dass eine halbherzige Bewerbung sinnlos und peinlich wäre. "Eine Bewerbung der Bewerbung willen, das haben wir nicht nötig, außerdem kostet die Bewerbung allein zwischen 300.000 und 500.000 Euro. Ich glaube, für andere Städte ist dieser Status notwendiger als für Salzburg."

Raus: "Strohfeuer: Zurück bleibt Asche"

Im Vorfeld hatte auch SP-Landeshauptfraustellvertreter Othmar Raus abgewunken. Der für Kultur und Finanzen im Land Verantwortliche hält das Projekt Kulturhauptstadt für "Strohfeuer: Zurück bleibt Asche".

Parteien kritisieren SPÖ-Verzicht auf Status "Kulturhauptstadt 2009"

Der Verzicht sorgte für heftige Kritik von den übrigen im Gemeinderat vertretenen Parteien. ÖVP, FPÖ und Bürgerliste gaben sich von dieser Entscheidung enttäuscht, forderten eine Befragung der Bürger oder riefen zu einer Sachkoalition gegen die SPÖ auf.

Stadt-ÖVP: "unseriös"

In einer Aussendung kritisierte die Salzburger Stadt-ÖVP den Amtsbericht als "unseriös". Kultursprecherin Elisabeth Promegger sagte, es könne zum Thema finanzielle Belastung - der Amtsbericht und Schaden hatten von rund 70 Mio. Euro gesprochen - keine Aussage getroffen werden, bevor mit den anderen Gebietskörperschaften nicht ernsthaft verhandelt worden sei. Der vorliegende Amtsbericht beweise das mangelnde Interesse Schadens an einer ernsthaften Bewerbung.

Bürgerliste: Salzburg verliere führende Position im Kulturbereich

Helmut Hüttinger, Klubchef der Bürgerliste, sagte, "Salzburg drohe auch auf Grund der Initiativen anderer österreichischer Landeshauptstädte wie Linz, Wien oder Graz seine seit Jahrzehnten unbestritten führende Position im Kulturbereich zu verlieren". Die Bürgerliste rief ÖVP und FPÖ auf, die Bewerbung in der kommenden Sitzung des Gemeinderates am 7. Juli gegen die SPÖ zu unterstützen.

Stadt-FPÖ

Die Salzburger Stadt-FPÖ will gar eine Bürgerbefragung. Obwohl die Bewerbungsfrist für den Status "Europäische Kulturhauptstadt 2009" bereits am 15. September ausläuft, "möge das im Stadtrecht vorgesehene Instrument der Bürgerabstimmung in diesem Fall endlich zum Leben erweckt und die Frage Kulturhauptstadt mit der Bevölkerung möglichst breit diskutiert werden", so Klubchefin Doris Tazl.

Ursprünglich wollte man Kulturhauptstadtjahr mit Mozartjahr bündeln

Salzburg hatte sich im Jahr 2000 um diesen Status für das Jahr 2006 bewerben, um die kulturellen Aktivitäten des Mozartjahres mit jenen der Kulturhauptstadt zu bündeln. Dies war vom Bundeskanzleramt aber nicht unterstützt worden. Heuer ist Genua zusammen mit Lille Europäische Kulturhauptstadt und im kommenden Jahr ist es eine Stadt in Irland. 2006 kommt eine holländische Stadt an die Reihe, dann Luxemburg, im Jahr 2008 Großbritannien und im Jahr darauf eben Österreich. (red/APA)