Berlin - Der Streit um die "Flick Sammlung" in Berlin nimmt an Schärfe zu. Der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Salomon Korn, warf der Stiftung Preußischer Kulturbesitz vor, eine öffentliche Debatte über die Rolle des Mäzens Friedrich Christian Flick verhindern zu wollen. Die mehrheitlich vom Bund getragene Stiftung wolle eine Diskussion über das Erbe Flicks und die Verbrechen seines Großvaters und NS-Rüstungsproduzenten Friedrich Flick unterdrücken, schrieb Korn in einem Beitrag für die "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag.

Flick Stiftungspräsident: Keine "andauernde Sippenhaft"

Mit der Erklärung, Enkel und Urenkel könnten nicht für die Taten ihrer Großväter in "andauernde Sippenhaft" genommen werden, habe Stiftungspräsident Klaus-Dieter Lehmann die Rolle des Verteidigers Flicks übernommen. Flick hatte sich nicht am Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft für die NS-Zwangsarbeiter beteiligt.

"Wird es demnächst eine 'Göring-Collection' in Berlin geben?"

"Wird es demnächst eine 'Göring-Collection' in Berlin geben?", schrieb Korn in dem Zeitungsbeitrag. Lehmann habe mit "schicken Signalworten" die Erklärung Flicks akzeptiert, mit der Leihgabe seiner Kunstsammlung an Berlin wolle er der "dunklen Seite seiner Familiengeschichte eine hellere hinzufügen". Mit gleicher Begründung könnte man auch die Leihgabe eines Enkels des früheren NS-Reichsmarschalls Hermann Göring annehmen, schrieb Korn.

Anders als die Stadt Zürich, die die Flick-Collection abgelehnt hatte, wolle die Stiftung die Sammlung in Berlin übernehmen. "Damit hat sie ein Tor aufgestoßen, das sich vermutlich nicht mehr ohne weiteres schließen lassen wird", betonte Korn. Die Ausstellung soll im September in einer Halle am Museum für Gegenwart Hamburger Bahnhof in Berlin eröffnet werden. Für den Umbau der Halle stellt Flick 7,5 Millionen Euro zur Verfügung. (APA/dpa)