Bagdad - Seit Beginn der US-Besatzung im Irak vor einem Jahr sind allein in Bagdad und in drei Provinzen 5.558 Zivilisten eines gewaltsamen Todes gestorben. Dies ergab eine Erhebung der Nachrichtenagentur AP in den Leichenschauhäusern der irakischen Hauptstadt sowie der Provinzen Kerbala, Kirkuk und Tikrit. Gewaltverbrechen und politisch motivierte Anschläge haben demnach nach dem Sturz von Ex-Präsident Saddam Hussein erheblich zugenommen. Allein in Bagdad wurden in den zwölf Monaten vom offiziellen Ende der Hauptkampfhandlungen am 1. Mai 2003 bis zum 30. April dieses Jahres 4.279 Menschen getötet - Unfallopfer ausgenommen. Pro Monat starben demnach durchschnittlich 357 Bagdader eines gewaltsamen Todes. Im Jahr 2002 waren es dagegen 14 pro Monat. Die Opfer großer Terroranschläge seien in diesen Zahlen nicht enthalten, sagt der Direktor des gerichtsmedizinischen Instituts in Bagdad, Kais Hassan: In solchen Fällen sei die Todesursache so eindeutig, dass auf eine Obduktion in der Regel verzichtet werde. Politische Motivation

Auch Rebellengruppen wie die El-Mahdi-Miliz des schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr bringen ihre Toten in der Regel nicht ins Leichenschauhaus. In der Provinz Kerbala, wo sich die Miliz seit Wochen schwere Gefechte mit den Besatzungstruppen liefert, dürfte die Zahl der Toten deshalb noch höher sein als die 663, die in den vergangenen zwölf Monaten in Leichenschauhäuser gebracht wurden. Aus Najaf und Falluja, wo seit Anfang April ebenfalls heftige Gefechte wüten, waren keine verlässlichen Statistiken erhältlich.

Politisch motivierte Gewalt war auch unter dem Regime von Saddam Hussein an der Tagesordnung: Nach Schätzungen der US-Regierung wurden in den 23 Jahren seiner Herrschaft 300.000 Menschen von den Sicherheitskräften ermordet und in Massengräbern verscharrt, Menschenrechtsgruppen sprechen von 500.000. Die Gewalt auf offener Straße hat nach dem Sturz Saddam Husseins aber stark zugenommen. (APA/AP)