Peking - China und Brasilien wollen ihre Kooperation ausbauen. Bei einem Treffen mit dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva in Peking sagte Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao am Montag, beide Länder hätten viele Gemeinsamkeiten. Er zeigte sich überzeugt, dass der fünftägige Besuch Lulas das Verständnis und Vertrauen stärken und die "strategische Partnerschaft" beider Länder voranbringen werde. Beide Seiten könnten ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Entwicklungsländern geben, sagte Hu Jintao.

In Anwesenheit beider Präsidenten wurde eine Vereinbarung zur Schaffung eines bilateralen Komitees für die Kooperation und Koordination der Beziehungen unterzeichnet. Hu Jintao sagte, beide Länder wollten den 30. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen nutzen, um die Beziehungen voranzubringen. Lula äußerte laut Chinas Staatsfernsehen den Wunsch, die Zusammenarbeit in der Landwirtschaft, Energie, Bergbau, Infrastruktur, Raumfahrt und Wissenschaft auszuweiten.

Neue Seite

Lula sieht ein großes Potenzial im Ausbau der Beziehungen zu China. Bei der Eröffnung eines Büros des größten brasilianischen Staatsunternehmens, der Ölgesellschaft Petrobras, sagte der Präsident, in der Zusammenarbeit mit China sei eine "vielversprechende neue Seite" aufgeschlagen worden. Petrobras spiele eine bedeutende Rolle in der Partnerschaft zwischen China und Brasilien. Petrobras will mit dem chinesischen Ölgiganten Sinopec international kooperieren und dafür eine Vereinbarung unterzeichnen.

Lula hatte in einem Interview mit der Zeitung "China Daily" im Hinblick auf eine bessere Interessensvertretung der Schwellenländer für ein stärkeres Bündnis zwischen China und Brasilien ausgesprochen. Brasilien sei nämlich "das größte Entwicklungsland im Westen" und die Volksrepublik "das größte Entwicklungsland der östlichen Hemisphäre". Beide Staaten teilten die "Vision einer auf der Multipolarität und dem Völkerrecht beruhenden gerechteren und faireren Weltordnung". Diese "gemeinsame Sichtweise" ermögliche eine "bessere Koordinierung mit den anderen Entwicklungsländern" bei den "Diskussionen über die großen internationalen Fragen", so Lula weiter.

Sowohl China als auch Brasilien unterstützten die Erweiterung des UNO-Sicherheitsrats und eine größere Beteiligung der Entwicklungsländer. Beide Staaten könnten auch zusammenarbeiten, um die festgefahrenen Verhandlungen der laufenden Doha-Runde der Welthandelsorganisation (WTO) zu einem Abschluss zu bringen. Die Kooperation zwischen Brasilien und China habe bereits zu einem größeren Zusammenhalt der Entwicklungs- und Schwellenländer umfassenden G-20-Gruppe geführt.

Der Sozialist Lula war am Sonntag aus der Ukraine kommend in China eingetroffen und wird am Dienstag nach Shanghai weiterreisen. Er wird begleitet von neun Ministern, sechs Landesgouverneuren und rund 500 Unternehmern. Nach Lulas Worten handelt es sich um die wichtigste Auslandsreise seiner Regierung. Im Rahmen des Besuchs wollen beide Seiten Investitionen von jeweils drei bis fünf Milliarden Dollar im Partnerland bekannt geben.

Der bilaterale Handelsaustausch hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Brasilianischen Exporte stiegen von gut einer Milliarde US-Dollar (831 Mio. Euro) im Jahr 1997 auf rund 4,5 Milliarden im vergangenen Jahr. Der brasilianische Minister für Entwicklung, Industrie und Außenhandel, Luiz Fernando Furlan, schätzte, dass Chinas Investitionen in Brasilien in den kommenden Jahren fünf Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Dollar) ausmachen würden, wobei sich die Volksrepublik vor allem auf Infrastrukturprojekte wie Hafenanlagen, Eisenbahnen und Gasleitungen konzentriere. (APA/dpa)