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Bei den Verhandlungen zum Rahmenabkommen ist ein umfassendes Waffenstillstandsabkommen noch ausstehend.

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Nairobi/Genf - Die Teilnehmer der Friedensverhandlungen für den Sudan haben sich in zentralen umstrittenen Fragen geeinigt und damit Hoffnung auf ein Ende des seit 21 Jahren andauernden Bürgerkriegs geweckt. Die islamische Regierung in Khartum und die Rebellen der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) wollen am Mittwoch in der kenianischen Stadt Naivasha entsprechende Vereinbarungen unterzeichnen, wie das kenianische Außenministerium am Dienstag erklärte. Damit werde der Weg für eine umfassende politische Lösung des Konflikts bereitet, erklärten die Vermittler in Kenia.

Lediglich die Details eines Waffenstillstands und die Umsetzung des Abkommens müssten nun noch ausgearbeitet werden. Der Friedensprozess begann im Juli 2002, seither einigten sich die Konfliktparteien bereits auf die Verteilung der Einnahmen aus der Förderung von Rohstoffen und auf die Einführung einer neuen Währung. Nach einer Übergangszeit von sechs Jahren soll die Bevölkerung im Süden die Gelegenheit haben, in einem Referendum über die weitere Zugehörigkeit zum Sudan oder über die Bildung eines eigenen Staates zu entscheiden. Umstritten war bis zuletzt die Machtverteilung in einer Übergangsregierung, die Verwaltung in drei umstrittenen Regionen in der Mitte des Landes sowie das Justizsystem in der Hauptstadt Khartum.

Zwei Millionen Tote

Die Rebellen aus dem Süden Sudans haben sich 1983 gegen die Regierung in Khartum erhoben. Hintergrund des Konflikts sind die kulturellen Gegensätze zwischen den im Süden lebenden Christen und Anhängern von Naturreligionen und dem islamisch geprägten Norden. Der Bürgerkrieg in dem größten afrikanischen Staat hat mehr als zwei Millionen Menschen das Leben gekostet, zumeist als Folge der von den Kämpfen bedingten Hungersnot.

Die Rebellen der Sudanesischen Befreiungsarmee (SLA) sowie die Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit, die seit 15 Monaten in der westsudanischen Region Darfur gegen Regierungstruppen und deren paramilitärische Anhänger kämpfen, sind an den Verhandlungen in Naivasha nicht beteiligt. Die Kämpfe dort haben mehr als eine Million Menschen in die Flucht getrieben. Hilfsorganisationen sprechen von der weltweit schlimmsten Katastrophe für die Bevölkerung.

Nach dem Einlenken der sudanesischen Regierung gewinnt auch die humanitäre Hilfe für die Konfliktregion Darfur an Tempo. Auf Grund der nahenden Regenzeit, in der viele Straßen unpassierbar würden, steckten die Helfer in einem "Wettlauf gegen die Zeit", teilten das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF und das UN-Welternährungsprogramm (WFP) am Dienstag in Genf mit. Der Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jakob Kellenberger, hob vor der Presse in Kairo hervor, dass der Zugang zu der Region deutlich besser geworden sei. Dennoch sei die humanitäre Lage weiter "extrem schwierig".

Derzeit gehe die Trockenzeit in der Region zu Ende, viele Bewohner litten darum unter Wasserknappheit, sagte ein UNICEF-Sprecher. In den vergangenen Wochen habe die UNO-Organsation 300.000 Menschen mit Wasser versorgt. Dennoch hätten weiter 700.000 Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das UN-Welternährungsprogramm kündigte die Versorgung von etwa 800.000 Menschen in diesem Monat mit Lebensmitteln an. Dafür stünden mehr als 14.000 Tonnen an Lebensmitteln bereit.

Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) hat unterdessen eine neue Luftbrücke für die westsudanesischen Flüchtlinge im Tschad gestartet. Aus aller Welt sollen in den nächsten Wochen Hilfsgüter eingeflogen werden. Das erste Flugzeug solle am (morgigen) Mittwoch in Dänemark starten. Im Osten des Tschad halten sich nach Schätzung des UNHCR 125.000 Flüchtlinge aus der sudanesischen Bürgerkriegsregion Darfur auf. Dort sind demnach bis zu einer Million Menschen auf der Flucht. (APA/AP/dpa)