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In Israel wird Kritik an der Militäroperation im Flüchtlingslager Rafah im Gaza-Streifen laut.

Foto: EPA/MOHAMMED SABER
Rafah - Nach dem Ende der international verurteilten Militäraktion im Gaza-Streifen ist auch in Israel deutliche Kritik am Vorgehen der Streitkräfte laut geworden. Militärkommentatoren erklärten am Dienstag, es sei wenig zu einem sehr hohen Preis erreicht worden, sowohl was das Leiden der Palästinenser als auch was das Ansehen Israels in der Welt angehe. Israel will die Militäreinsätze in Rafah im südlichen Gaza-Streifen auch nach Beendigung der "Operation Regenbogen" fortsetzen, wie israelische Medien unter Berufung auf Militärkreise meldeten.

"Rafah wird uns weiter beschäftigen, wir werden jedes Mal eindringen, wenn wir Informationen über einen neuen Schmugglertunnel bekommen", zitierte der Online-Dienst der Zeitung "Yediot Ahronot" einen hochrangigen Offizier.

Großoffensive ohne greifbares Ergebnis abgebrochen

Die israelischen Streitkräfte hatten ihre Großoffensive in Rafah am Montag nach sechs Tagen praktisch ohne greifbares Ergebnis abgebrochen. Ein israelischer Armeesprecher hatte die Offensive am Montagabend für beendet erklärt. Wie palästinensische Sicherheitskreise mitteilten, sind im Umkreis der Stadt und im Grenzbereich zu Ägypten aber weiterhin zahlreiche israelische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge stationiert. Nach Angaben der Armee wurden drei Tunnel für den Waffenschmuggel gefunden. Rund zehn Tunnel werden dort aber vermutet. Waffenlager fanden sich keine. Auch gab es keine bedeutenden Festnahmen.

Nach palästinensischen Angaben trennte die israelische Armee den Gazastreifen am Dienstag mit Straßensperren in zwei Teile. Im Bereich Kissufim sei eine zentrale Verbindungsstraße für palästinensische Fahrzeuge gesperrt worden. Die Armee halte die Grenzübergänge zwischen dem Gazastreifen und Israel weiter geschlossen. Dadurch war kein Gütertransport möglich, und Tausende von Palästinensern konnten nicht zu ihren Arbeitsplätzen nach Israel fahren.

Spur der Verwüstung

Die israelischen Truppen hinterließen in den Stadtteilen Tel Sultan und Brazil eine Spur der Verwüstung. Die Straßen lagen voll Schutt und waren aufgerissen. Nach einer ersten Schätzung der Vereinten Nationen wurden 45 Häuser völlig zerstört, 575 Menschen seien obdachlos geworden. Die Palästinenser sprachen von 300 zerstörten Häuser, Israel selbst von 56 zerstörten oder beschädigten Gebäuden. Der Bürgermeister von Rafah, Said Saghub, sagte, 500 Familien seien obdachlos geworden. 45 Palästinenser seien ums Leben gekommen, darunter 17 Bewaffnete und zwölf Kinder unter 16 Jahren. Er schätzte die Schäden an der Infrastruktur auf sieben Millionen Dollar (5,85 Millionen Euro).

"Zum großen Teil gescheitert"

Die Aktion sei zum großen Teil gescheitert, schrieb Kommentator Amir Rappaport in der Zeitung "Maariv". Und der Militärkorrespondent des Fernsehsenders Channel Two, Roni Daniel, berichtete, die Streitkräfte hätten sich wie ein Elefant im Porzellanladen benommen und ohne Grund viele Gewächshäuser zerstört. Der Oppositionsabgeordnete Ex-General Matan Vilnai sagte im Armeerundfunk: "Wir müssen einsehen, dass wir nicht alles mit Gewalt lösen können."

Im israelischen Kabinett zeichnete sich unterdessen eine hauchdünne Mehrheit für einen überarbeiteten Rückzugsplan aus dem Gaza-Streifen ab. Der stellvertretende Ministerpräsident Ehud Olmert sagte, es werde bei der in kommenden Woche geplanten Abstimmung über den Plan von Regierungschef Ariel Sharon wohl eine Mehrheit von einer Stimme geben. Sharons ursprünglicher Plan für die Räumung aller Siedlungen im Gaza-Streifen und einiger im Westjordanland war von der Likud-Partei in einem Referendum am 2. Mai abgelehnt worden. (APA/AP/dpa)