Wien - In der "Geiselhaft rechtsradikaler Burschenschaften, die ihr die FPÖ als Universitäts-Räte aufs Auge gedrückt hat", sieht SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V). Wenn sie Toleranz für den Uni-Rat Peter Weiß von der Linzer Kunstuni fordere, müsse man "schon daran erinnern, dass dieser Mann einen Studenten tätlich angegriffen hat", so Broukal in einer Aussendung. Weiß habe die Körperverletzung auch zugegeben und sich durch Zahlung einer Geldbuße vor einer Vorstrafe bewahrt: "Toleranz für Schläger: Nein Danke", forderte Broukal. Verteidigt wurden die Uni-Räte dagegen von FPÖ-Generalsekretärin Magda Bleckmann.

Bei Uni-Rat Friedrich Stefan von der Universität Wien ortet Broukal "viele Beweise einer Verharmlosung der NS-Zeit und für ein unerträglich deutschnationales Gedankengut". "Das soll er, wenn er schon nichts aus der Geschichte lernen will, auf seiner Verbindungsbude ausleben können. Aber was hat dieser Mann auf einer Uni zu suchen", fragte der SPÖ-Wissenschaftssprecher.

Grüne: "Völlig unpassende Worte"

"Völlig unpassende Worte" habe Gehrer für die Bestellung der "extrem rechten Uniräte" gefunden, kritisierte der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald in einer Aussendung. "Rechtsnationale Burschenschafter, die sich zu vorgestrigen und unheilvollen Weltanschauungen bekennen, haben in Uni-Räten nichts verloren. Nur auf das Strafrecht zu pochen, wie Gehrer es tut, schadet der Reputation der österreichischen Universitäten massiv und ist politisch inakzeptabel", so Grünewald.

Bleckmanns A und O

"Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen", meinte hingegen FPÖ-Generalsekretärin Magda Bleckmann in einer Aussendung in Richtung Opposition: "Auch Genosse Broukal wird zur Kenntnis nehmen müssen, dass für eine Qualifikation als Uni-Rat das kleine rote Buch nicht länger das A und O ist." Statt "angesehene und honorige Bürger zu kriminalisieren", solle sich der SPÖ-Wissenschaftssprecher lieber um die "exzessbereiten Genossen aus dem SPÖ- und Marxistenumfeld an den Unis kümmern". Bleckmann führte "Vandalenakte der Linken - angefangen vom Tortenwerfen bis hin zu gewaltsamen Hörsaalbesetzungen mit eingetretenen Türen" ins Treffen. Wenn sich Broukal mit dieser Szene solidarisiere und deren verlängerten Arm im Hohen Haus spielen wolle, müsse man sich ernsthaft fragen, was er im Parlament suche.

ÖH: Skandal

Einen "Skandal" ortet hingegen die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) in Gehrers "schützender Hand über einen rechten Schläger als Unirat". Dass sie ihre "Untätigkeit aber mit 'Multikulturalität und Toleranz' legitimiert, schlägt dem Fass den Boden aus.", so die ÖH-Chefs Patrice Fuchs (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ) und Ralph Schallmeiner (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS).

VSStÖ fordert Gehrer-Rücktritt

Auch der Verband Sozialistischer StudentInnen verurteilt die Aussagen der Bildungsministerin: "Gehrer ist wohl von allen guten Geistern verlassen, wenn sie Toleranz für den prügelnden Unirat Peter Weiß und den Deutschnationalen Friedrich Stefan fordert. Das Universitätsgesetz sieht für diese Posten verantwortungsvolle Menschen der Gesellschaft vor, davon ist bei Weiß und Stefan nichts zu bemerken. Im Gegenteil: sie gefährden den guten Ruf der Universitäten. Wir haben bereits im März als Reaktion auf den außergerichtlichen Tatausgleich einen offenen Brief an Elisabeth Gehrer geschickt, Weiß zum Rücktritt zu bewegen", betont VSStÖ-Bundesvorsitzende Andrea Brunner. (APA/red)