FPÖ gegen FPÖ, das ist Brutalität. Hans Kronberger, der Erste auf der EU-Kandidatenliste der FPÖ, und Andreas Mölzer, an der dritten Stelle gereiht, können einander persönlich nicht leiden und tragen das jetzt auch öffentlich aus. Mölzer meint, er sei der wahre freiheitliche Kandidat und jedenfalls der bessere Spitzenkandidat. Daher führt er jetzt einen Vorzugsstimmenwahlkampf, um Kronberger zu übertrumpfen. Hinter sich versammelt "Umvolker" Mölzer das rechte und weit rechte Lager. Er führt die FPÖ damit zu ihren Wurzeln zurück. Mölzer selbst schrammt seit jeher hart an der Grenze des Rechtsextremismus entlang - eine Haltung, die in der FPÖ bei vielen immer noch auf Gefallen stößt. Seine Kandidatur macht das wieder offenkundig. Kronberger ist in erster Linie ein sachorientierter Umweltpolitiker, parteifrei noch dazu. Anders als Mölzer ist Kronberger kein Gesinnungstäter, auch wenn er sich jetzt den Zwängen des Wahlkampfes beugt und die Populismuskeule schwingend den Kulturkampf gegen die Türkei führt. Aber er ist halt doch kein echter und rechter Freiheitlicher, als Spitzenkandidat war er eine Verlegenheitslösung. Aus dieser Verlegenheit versucht Mölzer seiner Partei herauszuhelfen, indem er nun der "zionistischen Gewaltpolitik" entgegentreten und Bündnisse mit der Extremrechten wie dem Vlaams Block suchen will. Das ist FPÖ, wenn auch nicht ausschließlich. Mölzer soll die Kernschicht mobilisieren. Natürlich gibt es auch in der FPÖ einen liberalen Flügel. Der Einsatz von Kronberger als Signal an eine andere Wählerschicht, die möglicherweise auch außerhalb der blauen Stammwähler liegt, wird durch das Vorpreschen der blaubraunen Recken hinter Mölzer aber konterkariert. Wer soll schon den gemäßigten Kronberger wählen, wenn er damit Gefahr läuft, den blassbraunen Chefideologen Mölzer nach Brüssel zu hieven? (DER STANDARD, Printausgabe, 26.5.2004)