Auch mit Verspätung kommt man ans Ziel: Unter diesem Motto begeht Franz Prenner, Vorstand von ATVplus, den ersten Jahrestag des Privatsenders. Am 1. Juni 2003 startete ATVplus als erster und einziger bundesweiter, mit Antenne empfangbarer Privater. Nicht alles lief zu Beginn so glatt wie erhofft und erwartet. Mit einem revidierten Quoten- und Finanzplan, neuen Programmideen und nicht zuletzt der Bundesliga in der Tasche sieht sich ATVplus auf Erfolgskurs. Den man schon eingeschlagen habe: "Der Frühling 2004 ist ohne Programmchef und ohne Programminnovationen die erfolgreichste Zeit gewesen, seit wir überhaupt angefangen haben", sagt Prenner im APA-Interview.

"Es ist eine Sisyphus-Arbeit gewesen"

ATVplus war zum Start in vielen Landstrichen längst nicht so gut empfangbar wie erhofft. Und viele Österreicher warteten offenbar nicht wirklich ungeduldig auf eine private Alternative. Das hat natürlich unsere Quotenentwicklung extrem verzögert", so Prenner. "Es ist eine Sisyphus-Arbeit gewesen." Heute haben 70 Prozent der heimischen TV-Haushalte ATVplus eingestellt, besagt der Teletest.

Budget: "Wir sind nicht schlecht bestückt"

Die ursprünglichen und zum Start vor einem Jahr präsentierten Ziele mussten angesichts dieses eher Worst Case- denn Best Case-Szenarios freilich revidiert werden. Rund zehn Millionen Euro (statt der angepeilten 15 Mio.) wurden laut Prenner mit Werbung umgesetzt; die fünf Prozent Marktanteil will man zu Jahresende erreichen, und den Break-Even im Jahr 2008, im schlechtesten Fall im Jahr 2009. Das Programmbudget für 2004 beträgt mehr als 30 Millionen Euro. Prenner: "Wir sind nicht schlecht bestückt." Über die Anmietung von zusätzlichen 20 Sendern verhandelt man mit dem ORF noch: "Wir brauchen noch einen etwas günstigeren Preis." In der Prime-Time verweist ATVplus mittlerweile immer wieder auf überdurchschnittliche Quoten, vor allem in der jungen Zielgruppe.

Fußball wichtig für die Seherbindung

Die Bundesliga-TV-Rechte sollen nun die technische Reichweite weiter steigern. "Fußball ist für die werbetreibende Wirtschaft keine Priorität", so Prenner. Er erwartet sich aber, dass viele Haushalte, die ATVplus derzeit noch nicht eingestellt haben, diesen Schritt für die Bundesliga tun werden. Fußball sei außerdem "wichtig für die Seherbindung und das Image": "Wir werden einfach ein Thema." Und schließlich passen die Sendezeiten gut ins ATVplus-Sendeschema und seien daher "für uns extrem attraktiv".

Fußball-Show am Samstag

Höhepunkt der Kicker-Woche soll künftig die samstägliche Fußball-Show "im ersten oder zweiten Hauptabend" sein. Die wird "eine Sendung a la 'ran', das muss das Vorbild sein", ist sich der Senderchef der Vorgaben bewusst. Zwischen 1,6 und zwei Millionen Euro sind dafür insgesamt budgetiert. Die Rechtekosten kann Prenner indes noch nicht beziffern: "Wir haben mit Premiere noch gar nicht über die Aufteilung gesprochen." Die Rollen aber sind verteilt: "Wir liefern die Reichweite, Premiere liefert sein Know-how in der Produktion und der Übertragung." Bei den Zusammenfassungen kann man sich daher ganz auf Premiere verlassen.

Umbau der Nachrichten

Die Nachrichtenschiene von ATVplus soll umgebaut werden. "Bisher sind die Nachrichten eher lieblos gemacht worden und stets im Kampf zwischen Soft-News über Britney Spears und klassischen Weltnachrichten", so Prenner. Der neue Informationschef Atha Athanasiadis, derzeit noch Chronik-Ressortleiter bei "News", werde nun die ATVplus-Information "entsprechend aufbereiten". Anfang Juli erfolgt voraussichtlich sein Wechsel zum Privatsender. Das Nachrichtenmotto bei ATVplus lautet nun: "Wir wollen eine echte Alternative zum ORF sein, aber anders als der ORF. Und ernst genommen werden, wie etwa auch bei unserer Berichterstattung zur Bundespräsidentenwahl." (APA)