Heftige Kritik an Überwachungspraxis der deutschen Polizei - Europaweite Fahndung eingeleitet - Islamisten-Führer sollte in Türkei abgeschoben werden
Redaktion
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Köln/Berlin - Der Islamisten-Führer Metin Kaplan,
den Deutschland in sein Heimatland Türkei abschieben will, bleibt
unauffindbar. Die Polizei fahndet seit Mittwochabend nach ihm. Ein
Polizeisprecher sagte am Donnerstag, rund 100 Beamte suchten
ununterbrochen nach dem selbst ernannten "Kalifen von Köln". Kaplan
sei "offenbar im Orbit verschwunden".
Das Oberlandesgericht Münster hatte am Mittwochnachmittag
entschieden, dass der in Deutschland vorbestrafte Kaplan in die
Türkei abgeschoben werden darf. Daraufhin hatte die Stadt Köln einen
Haftbefehl gegen den Extremisten erlassen, die Polizei traf ihn
jedoch nicht zu Hause an.
Kritik
Mit heftiger Kritik an der Überwachungspraxis der
nordrhein-westfälischen Behörden haben Politiker auf das Verschwinden
des Islamistemführers reagiert. Bayerns Inneninister Günther
Beckstein (CSU) äußerte sich am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin
erstaunt, dass der Aufenthaltsort Kaplans nach der gerichtlichen
Aufhebung des Abschiebstopps am Mittwochabend unbekannt gewesen sei.
Er sei davon ausgegangen, dass die Behörden Kaplan "an enger Leine
führen und überwachen", sagte Beckstein. Auch der SPD-Innenpolitiker
Dieter Wiefelspütz sprach im Inforadio des RBB von einem "peinlichen
Vorfall".
Europaweite Fahndung
Die deutschen Sicherheitsbehörden haben in der Zwischenzeit auch
eine europaweite Fahndung nach Kaplan eingeleitet. Einzelheiten zur Fahndung wollte die Polizei nicht mitteilen. Auch
der deutsche Verfassungsschutz (Inlands-Geheimdienst) lehnte
Auskünfte darüber ab, ob Kaplan überwacht worden sei. Nach einem
Pressebericht soll dieser eine kurze Zeitspanne zwischen dem Ende der
Überwachung durch den Verfassungsschutz und dem Beginn der
Observation durch die Polizei genutzt haben, um unterzutauchen. (APA/dpa)
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