Jerusalem - In Israel ist der britische Journalist Peter Hounam vorübergehend inhaftiert worden, der vor fast 20 Jahren die Enthüllungen des israelischen Atomexperten Mordechai Vanunu veröffentlicht hatte. Hounam wurde am Donnerstagabend aus einem Gefängnis im Zentrum von Jerusalem entlassen, wo er zuvor vom israelischen Geheimdienst verhört worden war. Er sei "kein Atomspion", sagte er den vor der Strafanstalt wartenden Reportern. Der Enthüllungsjournalist warf den israelischen Behörden eine schlechte Behandlung im Gefängnis vor. Er war am Mittwochabend in seinem Hotel festgenommen worden.

Er glaube nicht, dass die israelischen Behörden mit seiner Festnahme "eine besonders gute Arbeit gemacht haben", sagte der Journalist nach seiner Freilassung aus 24-stündiger Haft. Das britische Konsulat und sein Anwalt Avigdor Feldman hätten ihm geholfen, freizukommen. "Aber ich habe eine schwierige Erfahrung gemacht." Er sei im Gefängnis am Schlafen gehindert worden. Außerdem habe er seine Frau nicht von der Inhaftierung unterrichten dürfen. Er hoffe, dass die Israelis verstünden, dass sie mit einem solchen Verhalten nichts erreichten, sagte der frühere Journalist der britischen Zeitung "Sunday Times".

Treffen mit Vanunu

Hounam, der nun als freier Journalist arbeitet, bereitet derzeit für die britische BBC einen Film über Vanunu vor. Laut israelischen Medienberichten wird er verdächtigt, darin neue Informationen über das israelische Atomarsenal veröffentlichen zu wollen, die er bei einem Treffen mit Vanunu nach dessen Freilassung am 21. April erhalten habe.

18 Jahre Gefängnis

Vanunu hatte von 1976 bis 1985 als Techniker in der israelischen Atomanlage Dimona gearbeitet. 1986 spielte er Hounam geheime Informationen und auch Fotos von der Anlage zu und wurde noch im selben Jahr wegen Verrats zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Im April 2004 wurde Vanunu unter strengen Auflagen entlassen. Unter anderem wurde ihm jeglicher Kontakt mit Ausländern untersagt.

Video beschlagnahmt

Den israelischen Medienberichten zufolge beschlagnahmte der israelische Geheimdienst Shin Beth eine Videokassette von Vanunu, auf der dieser einer Israelin ein Interview gibt. Damit sollte das Verbot, mit Ausländern zu sprechen, umgangen werden. (APA)