Der Berliner Verlag Axel Springer hat nach Angaben aus Kreisen seine Gespräche über den Kauf der britischen Tageszeitung "Daily Telegraph" abgebrochen. Sie seien an den hohen Preisforderungen der Hollinger-Gruppe für die Zeitung gescheitert, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters.

"Es gab gestern ein Gespräch mit einem Vertreter von Hollinger, aus dem sich ergab, dass sie ein höheres Angebot erwarten. Es wurde deutlich gemacht, dass man nichts unter 600 Millionen Pfund berücksichtigen würde", hieß es in den Kreisen. Weiter hieß es in den Kreisen, die Axel Springer AG bleibe offen für Gespräche, falls sich der Preis in ihre Richtung bewege.

Preis für den "Telegraph": 550 Millionen Pfund

Der Preis für den "Telegraph" war im Vorfeld der Auktion auf rund 550 Mio. Pfund (825 Mill. Euro) geschätzt worden. Springer hatte immer betont, er werde keine "Trophäen"-Preise bezahlen. Die Axel Springer AG ist Deutschlands einziger börsennotierter Printkonzern und gibt neben vielen Magazinen die Tageszeitungen "Bild" und "Die Welt" heraus.

"Telegraph"-Mutter berät höhere Kaufangebote

Das Direktorium des "Telegraph"-Besitzers Hollinger will nun mindestens vier Kaufgebote beraten, die jeweils über den von Springer geboten 550 Mio. Pfund (826 Mill. Euro) liegen sollen. Die Angebote stammen von den Herausgebern der Tageszeitung "Daily Mail", den Verleger-Brüdern Barclay, der Kapitalgesellschaft 3i sowie einem Konsortium der Beteiligungsfirmen Apax und Candover Investments, wie es in Auktionskreisen hieß. Sie sollen zwischen 600 und 700 Mio. Euro für den "Telegraph" geboten haben.

Die Teilnehmer der Auktion hatten bis zum 20. Mai Zeit, der Investmentbank Lazard ihr Gebot abzugeben. Hollinger wollte den Kreisen zufolge seine Aktionäre noch in dieser Woche über den Stand der Verkaufsverhandlungen informieren.

"Torygraph"

Der EU-kritische "Telegraph" ist mit einer Auflage von knapp 900.000 Exemplaren die größte Qualitätszeitung Großbritanniens und wird wegen seiner traditionellen Nähe zur konservativen Partei (den "Torys") oft scherzhaft "Torygraph" genannt. Ein Rechtsstreit zwischen dem Hollinger-Konzern und seinem früheren Chef Conrad Black könnte den endgültigen Verkauf des "Telegraph" unterdessen noch lange verzögern. Auch die behördliche Genehmigung könnte sich mehrere Monate hinziehen. Zur Hollinger-Gruppe gehören neben dem "Telegraph" unter anderem auch die "Chicago Sun-Times" und die "Jerusalem Post".

Für Springer wäre der "Telegraph" eine gute Basis im umkämpften britischen Zeitungsmarkt. Nach einer Verdoppelung des Gewinns im vergangenen Jahr hatte Springer angekündigt, auch durch Zukäufe im Ausland wachsen zu wollen. (APA/Reuters)