Wien - Eine einfache Vorsorgeuntersuchung während der Schwangerschaft könnte die Häufigkeit von Frühgeburten halbieren. In vielen Fällen sind nämlich vaginale bzw. Uterus-Infektionen der Grund für frühzeitige Wehen und den Blasensprung. Dies erklärte Univ.-Prof. Dr. Herbert Kiss von der Universitäts-Frauenklinik am Wiener AKH am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Wien (ÖGGG). Die Gesellschaft veranstaltet in den kommenden Tagen in Villach ihren Jahreskongress.

"Frühgeburt bedeutet in der modernen Geburtshilfe eines der größten und kostenintensivste Probleme. In den kleinen Gewichtsklassen, die wirklich Probleme bedeuten (kleiner als 1.900 Gramm), sind die Zahlen im Steigen. Unentdeckte Infektionen im Scheidenbereich können aufsteigen und die Frühgeburt auslösen", erklärte Kiss.

Studie

Im Rahmen der Mutter-Kind-Untersuchungen könnte mit einer Abstrichuntersuchung in der 16. oder 17. Schwangerschaftswoche und einer allfälligen Antibiotika-Therapie das Risiko ausgeschaltet werden.

Genau das hat eine groß angelegte Studie von Kiss und 25 Wiener Gynäkologen auch bewiesen. 4.100 Schwangere wurden aufgenommen. Bei der Hälfte von ihnen wurde eine solche Untersuchung durchgeführt, bei der anderen Hälfte nicht.

Ergebnisse in Zahlen

Der Experte: "Es zeigte sich, dass rund 20 Prozent der Frauen ohne Beschwerden asymptomatische Infektionen aufwiesen. Durch die nachfolgende Therapie (Antibiotika vaginal oder in Tablettenform, Anm.) konnten wir in allen Geburtsgewichtsklassen die Häufigkeit von Frühgeburten um 50 Prozent reduzieren."

So kamen in der nicht getesteten Gruppe 74 Kinder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 2.500 Gramm zur Welt, in der Testgruppe hingegen nur 35. Während 26 Babys von nicht getesteten Müttern gar mit einem Geburtsgewicht von nur 1.900 Gramm auf die Welt kamen, waren es in der anderen Gruppe (Test und allfällige Behandlung) elf.

Einsparungen

Der Gynäkologe: "Die Betreuung eines Frühgeborenen und der Mutter im Wiener AKH kostet durchschnittlich rund 65.000 Euro. Laut unseren Berechnungen haben wir in der Studie bei den 2.019 untersuchten Schwangeren insgesamt 981.000 allein an direkten Behandlungskosten (durch Vermeidung der Frühgeburt) einsparen können." Ein österreichweites Programm mit solchen Untersuchungen könnte demnach pro Jahr 35 Mio. Euro an Spitalskosten vermeiden helfen. (APA)