Innsbruck - Die Abteilung Jugendwohlfahrt hat im vergangenen Jahr in Tirol 76 Fälle von sexuellem Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen verzeichnet.

Dabei habe es 39 Anzeigen gegeben, teilte der Vorstand der Abteilung Jugendwohlfahrt, Manfred Weber am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck mit. 2002 hatte es 68 Fälle gegeben.

Die mutmaßlichen Täter kamen größtenteils aus dem Familien- und Bekanntenkreis. 72 Prozent der Misshandelten seien weiblich, 28 Prozent männlich. Das Alter liege zwischen zwei und 17 Jahren.

Bei der Sicherheitsdirektion wurden 2003 knapp 90 Fälle verzeichnet. Bei den Ersterhebungen stellte sich jedoch öfters heraus, dass die Anzeigen fingiert oder haltlos waren, erklärte Edelbert Kohler von der Sicherheitsdirektion.

Durchschnittliche Strafe zwei bis drei Jahre

Bei der Staatsanwaltschaft habe es insgesamt 45 Anzeigen gegeben. 27 davon seien zurückgelegt worden. In 16 Fällen habe es eine Anklage gegeben. Es hatten bereits sechs Schuldsprüche und drei Freisprüche erwirkt werden können, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Rudolf Koll. Die durchschnittliche Strafe belaufe sich auf zwei bis drei Jahre.

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft sei in Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch im vergangenen Jahr 49-mal kontaktiert worden. Dabei sei es meist um die Weitervemittelung zu Beratungseinrichtungen gegangen, sagte die Kinder- und Jugendanwältin des Landes, Elisabeth Harasser. Das Kinderschutzzentrum Innsbruck, eine Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, habe sich mit 141 Fällen befasst. Dabei waren 109 Mädchen und 32 Burschen betroffen, erklärte Walter Gressenberger vom Kinderschutzzentrum.

Rund 50 Fälle pro Jahr verzeichne die Kinderschutzgruppe der Universitätsklinik für Kinderheilkunde. Etwa 30 Prozent der Verdachtsfälle von Misshandlung kämen ursprünglich wegen anderer Krankeiten. Hier sei vor allem die Sensibilität und die Hellhörigkeit des Personals gefragt, erklärte Univ.-Prof. Burkhard Mangold. Die Kinderschutzgruppe arbeite interdisziplinär mit Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern und den Stationsärzten.(APA)