Bild nicht mehr verfügbar.

Auch dieser alte Dacia in Bukarest basiert auf einem Renault. Der neue Logan wird am 2. Juni der Öffentlicheit präsentiert.

Foto: Reuters/CRISTEL
Auf den ersten Blick sieht die viertürige Limousine wie ein beliebiges, ja ein eher gesichtsloses Mittelklasseauto aus. Ihre wichtigste Eigenschaft ist ihr Preis: 5000 Euro. So viel wird der L90 (wahrscheinlicher Name: Logan) kosten, den Renault ab diesem Herbst in den Werkstätten der rumänischen Tochter Dacia herstellen wird.

Renault-Vorsteher Louis Schweitzer hatte diese Marke 1999 für den Pappenstiel von 50 Mio. Euro gekauft und zuerst einmal 18.000 der 30.000 Arbeitsplätze abgebaut. Bis 2006 will er nun in Schwellenländern Osteuropas, Asiens oder Afrikas 200.000 Logan- Exemplare absetzen; bis 2010 sollen es sogar 700.000 Fahrzeuge sein. Das wären so viel, wie BMW oder Mazda mit all ihren Modellen verkaufen.

Träume

Autobauer träumen seit langem von einem solchen Fahrzeug, das laut Schweitzer "bezahlbar und leicht zu reparieren, aber auch zeitgemäß und auf dem neusten technischen Stand ist". "Unmöglich", sagen nicht nur Techniker, sondern auch Marketingexperten: In den aufstrebenden Märkten verlangten die Oberklassen westliche Standards, während sich die breite Masse höchstens ein Gebrauchtauto leisten könne. Die Renault-Strategen erwidern, das stimme für chinesische Küstenstädte; doch in Osteuropa, dem Mittleren Osten, in Afrika oder Lateinamerika bestehe breiter Bedarf nach soliden, erschwinglichen Familienwagen.

Der Logan ist geräumiger als Kleinwagen von Daewoo oder Hyundai. Vom russischen Lada oder von lokalen Imitationen im Iran oder Indien unterscheide er sich durch moderne Ausstattung: Zwei Airbags, Servo-Lenkung, europäische Umweltstandards sollen zur Serienausstattung gehören.

Maximal reduziert

Ansonsten spart Renault an allen Ecken und Enden: Der 1,4- oder 1,6-Liter-Benzinmotor (75 PS bzw. 90 PS), aber selbst die Sitze, Scheibenwischer, Rückspiegel und Türgriffe sind keine Neuentwicklungen, sondern bestehenden Renault- und Nissan-Modellen entnommen und damit längst amortisiert. Die Heckscheibe ist platt, und die Schweißstellen sind auf ein Minimum reduziert. Laut Automobilwoche werden die ersten Varianten etwas mehr als 5000 Euro kosten, die Billigstversion kommt 2005.

Die Renault-Designer werden zwar keinen Schönheitspreis gewinnen, trotzdem sind sie stolz auf ihr Werk: "Es ist viel einfacher, ein Luxusfahrzeug mit allem Schnickschnack zu konzipieren als ein Auto, das über alles Nötige verfügen soll, aber nichts kosten darf", so ein Planer. Optionen wie Radio, ABS, Zentralverriegelung oder elektrische Scheibenöffner könnten den Endpreis allerdings um bis zu 2000 Euro anheben.

Produktion in Rumänien

Hergestellt wird der Logan vorerst nur im ehemaligen Dacia-Werk in Rumänien, wo er im September auf den Markt kommen soll. 2005 werden die Montage und der Vertrieb aber bereits nach Russland, Marokko und den Mittleren Osten ausgedehnt. Dann folgen die Türkei, der Iran und zum Schluss noch Kolumbien, Indien und eventuell gar China.

In Westeuropa wollte Renault den Logan an sich nicht verkaufen. Doch da meinten algerische Zeitungen sarkastisch, Renault wolle den Billig-Wagen wohl "den Arabern" vorbehalten, seine Spitzenmodelle hingegen dem Westen. Um ihm das Image einer "Armen-Limousine" zu nehmen, hat nun Schweitzer beschlossen, den Verkauf beschränkt in Westeuropa zuzulassen. Der Logan wird je nach Markt als Renault oder als Dacia gebrandet.(Stefan Brändle aus Paris, Der Standard, Printausgabe, 28.05.2004)