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Nürnberger fordert, dass sich die GPA auf ihr Kerngeschäft konzentriert.

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Anfang nächster Woche werden die Fusionsgespräche im ÖGB weitergeführt. Metaller-Boss Rudolf Nürnberger erklärt Barbara Tóth, warum er auf GPA-Chef Hans Sallmutter nicht gut zu sprechen ist.

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STANDARD: Herr Nürnberger, die Fusion der Metaller und der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) ist derzeit auf Eis gelegt. Die GPA behauptet, an ihr liegt es nicht. Liegt es an den Metallern?

Nürnberger: Anfang nächste Woche gibt es ein gemeinsames Gespräch im ÖGB, und da wird sich herausstellen, ob meine beiden Forderungen erfüllt sind oder nicht.

STANDARD: Sie haben im Namen der Metaller zwei Forderungen gestellt: Die neue Gewerkschaftszentrale in Wien- Erdberg muss vom ÖGB und nicht von der GPA errichtet werden. Und das ÖGB-Präsidium muss die GPA-Privatstiftung absegnen. GPA-Chef Hans Sallmutter hat im Standard behauptet, das sei bereits erledigt.

Nürnberger: So wie vieles stimmt auch diese Aussage nicht. Bei unserem Gespräch wird sich herausstellen, was den Tatsachen entspricht.

STANDARD: Haben Sie und Herr Sallmutter überhaupt noch eine Gesprächsbasis?

Nürnberger: Die Gesprächsbasis ist so wie auch das Vertrauensverhältnis durch die Vorkommnisse der letzten Zeit sicherlich erheblichst gestört.

STANDARD: Dennoch sind Sie nach wie vor zuversichtlich, dass die Fusion zeitgerecht zustande kommt?

Nürnberger: Ob sie im vorgesehenen Zeitplan kommt, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, wie rasch diese beiden Bedingungen erfüllt werden. Ein Monat mehr oder weniger spielt keine Rolle. Aber dass es vom organisationspolitischen Standpunkt aus zu dieser Fusion keine Alternative gibt, zu dem steht die gesamte Gewerkschaft Metall und Textil.

STANDARD: Ein Streitpunkt ist das Immobilienengagement der GPA. Wie stark sind da Ihre Bedenken?

Nürnberger: Es hat nicht nur von uns, sondern auch von vielen anderen Gewerkschaftern die Aussage gegeben, dass das Immobiliengeschäft nicht zum Kerngeschäft einer Gewerkschaftsbewegung gehört.

STANDARD: Heißt das, dass die GPA ihre Wohnbauvereinigung aufgeben muss?

Nürnberger: Wir akzeptieren, dass es eine hervorragende Wohnbaugenossenschaft in der GPA gibt, die jahrzehntelang preiswerte und gute Wohnungen für die Mitglieder gebaut hat. Sie ist auch nie infrage gestellt worden, aber alles andere hat mit Gewerkschaftsarbeit nichts zu tun.

STANDARD: Mit "alles andere" meinen Sie das Gasometer- Einkaufszentrum?

Nürnberger: Sie kennen das Organigramm der GPA-Privatstiftung. Da gibt es eine Reihe von anderen Gesellschaften, die mit Gewerkschaftsarbeit nichts zu tun haben. Wir wollen die Fusion im Interesse vieler Funktionäre, auch der GPA, zu Ende führen. Wegen Immobiliengeschäften, von denen wir am Anfang nichts gewusst haben und wo wir dann erst nach und nach erfahren haben, was da alles dahinter steht, sollte man das gewerkschaftspolitische Ziel nicht infrage stellen.

STANDARD: Sie sind von der GPA über ihre Immobiliengeschäft nicht richtig informiert worden? Die GPA behauptet das Gegenteil.

Nürnberger: Auch diese Aussage entspricht nicht den Tatsachen.

STANDARD: Ist der Verkauf der Gasometer-Mall für Sie eine Bedingung für die Fusion?

Nürnberger: Da werden Sie von mir keine Aussage bekommen, weil man aus wirtschaftlichen Überlegungen aufpassen muss. Ich habe gesagt, wogegen wir nichts haben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.5.2004)