Bratislava - In der slowakischen Hauptstadt Bratislava beginnt am heutigen Freitag die Sitzung der Parlamentarischen Versammlung der 26 NATO-Staaten. 352 Delegierte aus 44 Ländern werden bis Dienstag über die Zukunft des nordatlantischen Verteidigungsbündnisses, den Kampf gegen den Terrorismus sowie die Lage im Irak diskutieren. Schon am gestrigen Donnerstag traf der Vorsitzende der NATO-Parlamentarierversammlung, der US-Amerikaner Doug Bereuter in Preßburg ein, zur Plenarsitzung am Dienstag wird auch NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer erwartet.

Unter den Gästen der NATO-Tagung befindet sich auch der Generalsekretär der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Mohammed ElBaradei. Die slowakische Polizei traf weitreichende Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Delegierten, das Zentrum der Stadt ist praktisch gesperrt. 1.000 Polizisten sind im Einsatz, 3.000 weitere stehen auf Abruf bereit. Über der Stadt patrouilliert ein Hubschrauber, zwei weitere sind einsatzbereit.

Sprengstofffund sorgt für Aufregung

Geschlossen wurden auch nahe am Tagungsgebiet liegende Schulen, unter ihnen auch die Gebäude der Comenius Universität. Für Aufregung sorgte am gestrigen Donnerstag ein Sprengstofffund in der gesperrten Zone. In zwei unter einem Mülleimer platzierten Taschen wurden eineinhalb Kilo Sprengstoff entdeckt, die jeweils aus der Ex-Tschechoslowakei und Ex-Jugoslawien stammten. Der Sprengstoff war lose mit Zündern verbunden, die jedoch offenbar nicht funktionierten. Auch der Flughafen von Bratislava wurde nach einer Bombendrohung am Abend für kurze Zeit gesperrt.

Zahlreiche Anrainer des Tagungsortes fürchten, dass Globalisierungsgegner die Innenstadt in ein "Kriegsgebiet" verwandeln könnten, ähnlich wie während des NATO-Gipfels im November 2002 in Prag, als die Slowakei mit sechs anderen Staaten Mittel- und Osteuropas zur Mitgliedschaft im Militärbündnis eingeladen worden war.

Tatsächlich wird für Samstagnachmittag eine Demonstration von Globalisierungsgegnern erwartet. Innenministeriums-Sprecher Boris Azaltovic sagte, die Polizei sei bereit die öffentliche Ordnung zu garantieren. Laut Schätzungen der Polizei könnten ungefähr 10.000 Menschen an der Demonstration teilnehmen. Die Schätzungen der Medien sind bescheidener.

Die Slowakei ist erst seit 29. März offiziell Mitglied des nordatlantischen Bündnisses. Der slowakische Parlamentspräsident Pavol Hrusovsky bezeichnete die NATO-Tagung als "größtes außenpolitisches Ereignis in der jüngeren slowakischen Geschichte". Die Parlamentarische Versammlung der NATO ist - wie bei internationalen Organisationen üblich - ein Beratungsgremium ohne direkten Einfluss auf die Politik des Verteidigungsbündnisses. Hauptthemen der Tagung werden die Situation im Irak, die Reform der NATO, die transatlantischen Beziehungen sowie jene der Allianz zu Russland und der Ukraine sein. Nach Ausschusssitzungen findet zum Abschluss des Treffens am Dienstag eine Plenarsitzung statt. (APA)