Rom - Italien trauert um den Präsidenten der italienischen Autogruppe Fiat, Umberto Agnelli, der am Donnerstagabend im Alter von 69 Jahren einem Tumor erlegen ist. Der Sarg des Großindustriellen wurde am Samstag am historischen Fiat-Sitz in Turin aufgebahrt. Seit dem frühen Morgen pilgerten Tausende von Politikern, Familienangehörigen, Fiat-Arbeitnehmern und einfachen Bürgern zur Aufbahrungshalle, um von Agnelli Abschied zu nehmen und Agnellis Frau Allegra sowie seinen beiden erwachsenen Kindern Andrea und Anna ihr Beileid auszusprechen.

Am Nachmittag wird auch der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi die Aufbahrungshalle besuchen. "Sein Tod ist ein großer Verlust für Italien. Agnelli, der schon wegen des Todes seines Sohnes schwer gelitten hat, ist gestorben, während er für die Erfüllung seines Traums, den Fiat-Neubeginn, arbeitete", schrieb Berlusconi in einem Beileidstelegramm an die Familie Agnelli.

Beerdigung im engsten Familienkreis

Die Beerdigung selbst findet im engsten Familienkreis statt - Agnelli wird in der Familiengruft in Villar Perosa bei Turin beigesetzt, wo bereits sein Sohn ruht. Der 33-jährige Giovanni Alberto Agnelli, der zum Erben der Fiat-Dynastie gewählt worden war, starb 1997 im Alter von 33 Jahren an Krebs. Sein Tod hatte den Agnelli-Clan zutiefst erschüttert und das Problem des Generationenwechsels in der weltweit zehnstärksten Autogruppe in den Vordergrund gestellt.

"Für Italien ist Agnellis Tod das Ende einer Ära", kommentierten italienische Medien am Samstag Agnellis Tod. Für Fiat ist Umberto Agnellis Tod der zweite Schock in wenigen Monaten. Im Jänner des vergangenen Jahres war der Firmenpatriarch und Ehrenpräsident Giovanni Agnelli im Alter von 81 Jahren gestorben. Nach seinem Tod hatte der um 13 Jahre jüngere Umberto die Leitung des Konzerns übernommen und die Gruppe zu einer Schocktherapie gezwungen. Der schüchterne Jurist hatte sich auf das Kerngeschäft, die Autoproduktion, konzentriert und die Veräußerung nicht strategischer Töchter vorangetrieben. Mehrere innovative Modelle wie der neue Panda, der zum Auto des Jahres 2004 gekürt wurde, sowie der neue Lancia Ypsilon und der Van Idea sind in den letzten Monaten mit Erfolg auf den Markt gekommen.

Unternehmerdynastie vor Problem

Der Generationswechsel rückt nun zum Hauptproblem für die Unternehmerdynastie auf. Der Agnelli-Clan besteht zwar aus über 70 Mitgliedern, niemand scheint wirklich in der Lage, Umbertos Zepter zu übernehmen. Die Hoffnungen der Familie richten sich auf den 28-jährigen John Philip Elkann, Neffe des verstorbenen Fiat-Präsidenten, der seit sechs Jahren im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt.

Verkauf?

Fraglich ist auch, ob sich die Familie Agnelli nicht zum Verkauf des Konzerns entschließt. Führende italienische Banken drängen dazu, um ihre Kredite in Fiat-Aktien umzuwandeln. Damit würde die Mailänder Bank Unicredito zum stärksten Aktionär des Turiner Unternehmens aufrücken. Dagegen stemmen sich die Gewerkschaften heftig. Sie befürchten die Zerschlagung und einen zerstückelten Verkauf des Unternehmens, das weltweit 200.000 Personen beschäftigt. Auch die Zukunft der Partnerschaft mit General Motors ist für Fiat eine offene Frage. (APA)